Christophorus-Kirchen im Erzbistum

Am 24. Juli feiern wir das Patrozinium des Heiligen Christophorus. Aus diesem Anlass stellt die Hauptabteilung Kunst ausgewählte Christophorus-Kirchen sowie Darstellungen des Heiligen im Erzbistum München und Freising vor und lädt herzlich zum Besuch ein.
Der heilige Christophorus von Hans Leinberger im Münchner Dom
Hl. Christophorus von Hans Leinberger (Foto: HA Kunst)

Der heilige Christophorus - eine Einführung

Der Heilige Christophorus (dt. Christus-Träger) ist ein Märtyrer, der vermutlich um das 3. Jahrhundert n. Chr. in Lykien gelebt hat. Allerdings existieren keine wirklich gesicherten Daten über sein Leben und Wirken. Die Legendenbildung um ihn ist seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. in Chalkedon (heute Kadıköy, Stadtteil von Istanbul) nachgewiesen. Die frühesten ostkirchlichen Legenden berichten von dem hundsköpfigen, menschenfressenden Ungeheuer Reprobus, das durch die Taufe sowohl menschliche Züge erlangt als auch die Sprache erlernt und auf diese Weise zum Heiligen Christophorus wird.

Die ursprünglich griechische Legende findet im Westen eine etwas abgemilderte Verbreitung und spricht von einem Riesen statt von einem Ungeheuer. Doch erst im 13. Jahrhundert erscheint die vor allem heute bekannte Legende von Christophorus als Christusträger in der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine. Darin möchte sich der Riese „Offerus Christophorus“ in den Dienst des mächtigsten Herren stellen und findet so schließlich zu Christus. Auf Verweis eines Eremiten diente er ihm, indem er aufgrund seiner Größe Pilger auf seinem Rücken über einen reißenden Fluss trägt. Eines Tages begegnet ihm Christus, der sich in Gestalt eines Kindes von Christophorus übersetzen lässt. Christophorus bricht unter seiner Last jedoch fast zusammen und so offenbart sich ihm Christus als Schöpfer der Welt. Er wird daraufhin von Christus getauft und nachdem dieser seinen Stab Blätter und Früchte tragen lässt, zieht er fortan als Prediger durch das Land.

Einige Motive der verschiedenen Christophoruslegenden lassen sich bereits in früheren Mythen wiederfinden. So spiegelt sich das Symbol des Fährmanns bereits in der antiken Jenseitsvorstellung wieder, in der Charon die Verstorbenen über den Fluss Styx oder Acheron ins Totenreich befördert. Auch das Motiv des Hundeköpfigen begegnet einem bereits im alten Ägypten durch die hunde- bzw. schakalköpfige Gottheit Anubis.

Christophorus-Frömmigkeit


Der Heilige Christophorus wird als einer der Vierzehn Nothelfer zur Abwehr von Dämonen, Unwetter, Krankheiten, Hunger und jeglicher anderer Gefahren angerufen. Der Anblick seines Bildes soll zudem vor unvorhergesehenem Tod schützen, weshalb im Mittelalter oftmals monumentale Darstellungen von ihm auf die Außen- bzw. Innenwände von Kirchen gemalt wurden. Die ersten Bilder des Christusträgers entstanden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Alpenland und in Portugal. Er zählt zu den am häufigsten dargestellten Heiligen und tritt meist an exponierten Stellen auf.

Entlang der Pilgerstraßen kam es in der gesamten Ost- und Westkirche zu einer recht schnellen Verbreitung seiner Verehrung. Seit dem 16. Jahrhundert ist sie zudem auch in überkontinentalen Missionsgebieten wie Amerika nachzuweisen. Zu einer regelrechten Hochblüte des Kultes kam es zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert, bis seine Bilderverehrung von den Humanisten als Aberglaube vehement abgelehnt wurde. Mittlerweile wurde Christophorus von Papst Pius XI. offiziell zum Schutzpatron der Autofahrer und Verkehrsmittel ernannt. Gedenktag des Heiligen ist der 24. Juli.

Grabenstätt, St. Johannes,
monumentales Christophorus-Gemälde

Die Kirche St. Johannes in Grabenstätt wurde 1400 erbaut. Ihr Vorgängerbau stammt aus der Romanik und wurde 959 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Bei Restaurierungsarbeiten im Jahr 1969 wurde das gotische Fresko des monumentalen, das gesamte Schildbogenfeld ausfüllenden hl. Christophorus freigelegt. Er trägt einen völlig durch Rankendekor verzierten, knielangen Mantel und ist vor einer gebirgigen Landschaft situiert. Auf seiner rechten Schulter sitzt das Jesuskind, mit dem er durch ein von Fischen, Nixen und weiteren Gestalten bevölkertes Gewässer schreitet. Etwa ab Mitte des 13. Jahrhunderts trifft man vermehrt auf die Darstellung des Heiligen im Fluss. Das Wasser tritt nun als bedrohliches Element in Erscheinung und wird mit Ungeheuern und mystischen Gestalten wie Sirenen besetzt. Wie auch im vorliegenden Beispiel zu erkennen ist, setzt ab dem 14. Jahrhundert ein weiterer Darstellungswandel ein: Christophorus erhält realistischere Züge und schreitet nun mit leicht vorgebeugtem Körper voran.

Garmisch, alte Pfarrkirche St. Martin
Wandfresko hl. Christophorus

Die alte Kirche St. Martin wurde 1280 erbaut und war ursprünglich die einzige Pfarrkirche für das ganze obere Loisach- und Isartal. Im Inneren birgt sie spätromanische Fresken, etwa das ca. 7 m große Fresko des hl. Christophorus. Im Mittelalter steht vor allem die Bedeutung von Christophorus als Christusträger im Vordergrund der bildlichen Darstellungen und nicht die Visualisierung der Legende. Auffällig ist die sehr frontal statuarische Haltung und die prächtige, lange Brokatgewandung des Christophorus, die dem Stil der Spätromanik entspricht. Aufgrund seiner Bartlosigkeit, eine recht ungewöhnliche Darstellungsweise, wurde er zu Anfang mit einer Mariendarstellung verwechselt. Seine Positionierung an der Nordwestseite des Langhauses, gegenüber dem ehemaligen Haupteingang, entspricht dem Volksglauben, dass man bei seinem Anblick vor einem jähen Tod bewahrt wird. Aufgrund der um 1520 erfolgten Einwölbung des ursprünglich flachgedeckten Kirchenraumes wurde der obere Teil der Heiligendarstellung etwas beschnitten.

Tengling, St. Coloman,
Flügelrelief hl. Christophorus und hl. Florian, Gordian Guckh, ca. 151

Der spätgotische Altar in St. Coloman in Tengling aus dem Jahr 1515 stammt aus der Werkstatt des Laufener Malers und Bildhauers Gordian Guckh. Auch heute ist der Altar noch vollständig erhalten. Das geschnitzte Werk ist beidseitig bemalt und fungiert als Umgangsaltar. Das Relief des hl. Christophorus befindet sich rechts unten auf der Innenseite der Schwenkflügel und ist eines von drei weiteren. Christophorus wird hier mit breiter Stirnbinde und leidendem Gesichtsausdruck gezeigt.

Der heilige Christophorus von Hans Leinberger im Münchner Dom

Die in etwa lebensgroße, spätgotische Holzskulptur des Landshuter Bildschnitzers Hans Leinberger wird auf den Zeitraum zwischen 1520 und 1525 datiert. Sie befindet sich heute an der Westwand der Kapelle der hll. Anna selbdritt und Georg, bis ins 17. Jahrhundert war sie jedoch Teil eines Altars. Ursprünglich stammt sie aus dem Münchner Püttrichkloster.

In typischer Darstellungstradition trägt der Heilige das Jesuskind auf seinen Schultern, während er in seiner rechten Hand einen verzweigten Stab hält. Auffällig an der Gestaltung ist die sehr dynamische Darstellung beider Figuren. Virtuos, fast ornamental schwingen die Mäntel in spiralen Faltenwirbeln endend zur Seite hin aus. Auf diese Weise umrahmt das Gewand den sehr realistisch wiedergegebenen Körper des Christophorus und erweckt eine Verbindung zu Albrecht Altdorfer und der Donauschule. Im Stil der Spätgotik wird Christophorus von Leinberger als unter der Last schwer Leidender gezeigt, der seine Gesichtszüge entsprechend verzerrt und in die Knie sackt.

Münchner Dom,
hl. Christophorus, um 1500

Der hl. Christophorus erscheint im Münchner Dom unter anderem auch auf dem Herzogfenster, das eine Stiftung von Herzog Albrecht IV., dem Bruder Herzog Sigismunds, ist. Der namentlich nicht bekannte Maler hat dies spätgotische Glasgemäldekunstwerk wahrscheinlich um 1485/1500 angefertigt. In seiner Gesamtheit stellt das Fenster den Stammbaum Mariens dar, in einem Abschnitt taucht aber auch der hl. Christophorus mit Jesusknaben auf. In seiner rechten Hand hält er diesmal einen bereits ergrünten Wanderstab.

Münchner Dom
ehem. Auszugsbild, hl. Christophorus mit Jesuskind, Andreas Wolff, 1688

Ursprünglich befand sich das 1688 datierte Bild des hl. Christophorus oberhalb des Altars der Vermählung Mariä von Andreas Wolff in der letzten Chorkapelle vor der Südtür. Das Original befindet sich mittlerweile im Freisinger Diözesanmuseum und wurde im Dom durch eine Kopie von Josef Hauber ersetzt.

Auffällig ist die sehr starke Helldunkel-Betonung und die zärtliche Bindung zwischen Christophorus und dem kleinen Jesuskind.

Ettenberg, Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung,
monumentale Christophorus-Figur

Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Ettenberg wurde unter Fürstpropst Julius Heinrich Freiherr von Rehlingen im Rokokostil erbaut. Die Grundsteinlegung erfolgte im März 1724. Im Inneren der Kirche befindet sich – oben auf der Orgelempore – eine ca. 4,30 m große Schnitzfigur des hl. Christophorus aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde womöglich im 19. Jahrhundert aus der Pfarrkirche Schellenberg nach Ettenberg überführt. Die Figur ist polychrom gefasst und steht auf einer rechteckigen Plinthe. Aufgrund der Unterscheidung in Stand- und Spielbein bei Christophorus, bekommt die Skulptur eine realistische und lebhafte Tendenz. Im Vergleich zu der Leinberger-Figur im Münchner Dom wirkt sie jedoch weitaus ruhiger. Das Jesuskind auf seiner Schulter ist unbekleidet und trägt eine Weltkugel. Mit freundlichem Blick und liebevoller Geste schaut es auf Christophorus.

Wallfahrtskirche St. Christoph, bei Steinhöring

An der Stelle des romanischen Vorgängerbaus wurde die Wallfahrtskirche St. Christoph (bei Steinhöring) 1390 unter dem Haager Grafen Christian im Stil der Gotik neu errichtet. Sein Patrozinium erhielt die Kirche, da der hl. Christophorus der Schutzpatron des Grafen war. Zwischen 1674 bis 1678 wurde die Kirche nicht nur vergrößert, sondern auch barock umgestaltet.
Der Zyklus zur Vita des hl. Christophorus im südlichen Langhaus der Wallfahrtskirche ist auf das Jahr 1677 zu datieren. Die Bilder wurden in Öl auf Leinwand angefertigt und messen in neuem Rahmen 175 x 253 cm. Sie umfassen 12 Tafeln, die alle beschriftet sind. Obwohl Christophorus' Existenz als umstritten gilt, hat sich ein ausgeprägter Kult um ihn und sein Leben entwickelt und zur Entstehung einer eigenen Märtyrerlegende geführt. Demnach versuchte ein christenverfolgender König den hl. Christophorus, der Ungläubige missionierte, durch zwei Dirnen zu verführen. Diese wurden aber von Christophorus bekehrt, weshalb er vom König gemartert und, nachdem er Rutenschläge, Feuer und Pfeile überlebt hatte, enthauptet wurde.

München Fasanerie - St. Christoph und Alt-St. Christoph mit Alveni-Jugendhaus

München Fasanerie, Alt-St. Christoph und Alveni-Jugendhaus

Die alte St.-Christoph-Kirche ist die erste Kirche der Gemeinde „München Fasanerie“. Deren Bürger schlossen sich zu einem Kirchbauverein zusammen und weihten sie 1927 dem hl. Christophorus. Sie entschieden sich rasch für diesen Patron, da er aufgrund seines erblühenden Stabes unter anderem als Schutzheiliger der Gärtner gilt und damals in der Siedlung viele Leute dieser Berufsgruppe wohnhaft waren. 1956 wurde die Kirche zur Stadtpfarrei erhoben. Nach zwischenzeitlich profaner Nutzung wurde die Kirche im Jahr 2000 von der Caritas restauriert und fungiert nun als Nebenkirche. Für den Außenbereich ist eine freistehende Betonstele mit verschiedenen Motiven des hl. Christophorus von der Münchner Künstlerin Susanne Wagner in Planung. Die alte St.-Christoph-Kirche dient zudem als Mentor des Alveni-Jugendhauses – eine Einrichtung der Caritas, die jugendliche Flüchtlinge begleitet. Alveni bedeutet übersetzt „Ankommen“. So wie der hl. Christophorus half, „Reisende“ sicher ans Ziel zu bringen, begleiten heute SozialpädagogInnen die Jugendlichen auf ihrem Weg in eine sichere Zukunft.

München Fasanerie, Pfarrkirche St. Christoph

Da der Vorgängerbau Alt-St. Christoph zu klein wurde, beauftragte man den Architekten Erhard Fischer mit dem Neubau der Pfarrkirche. Der Grundstein dafür wurde 1970  gelegt, die Weihe erfolgte 1971. Es handelt sich um einen flachen Betonbau mit kubischen Elementen und Glas. Die Decke wird von vier Stahlstützen getragen, die aufgrund eines großen Spalts Lichteinfall von oben zulässt. Das Wandgemälde hinter dem Altar stammt von Edzard Seeger und behandelt die Themen Schöpfung, Erlösung und Vollendung. Dem Kirchenraum ist eine Werktagskapelle angefügt, die für die Gottesdienste an Werktagen, private Andachten und als „Raum der Stille“ genutzt wird.
 
Hauptabteilung Kunst
Kapellenstr. 4
80333 München
Telefon: 089 2137-2635
kunst(at)eomuc.de
https://www.erzbistum-muenchen.de/kunst

Hauptabteilungsleiterin
Dr. Anja Schmidt
Tel. 089 2137-2631
E-Mail: aschmidt(at)eomuc.de

Fachreferent für zeitgenössische Kunst und Kirche
Dr. Alexander Heisig
Telefon: 089 2137-2630
E-Mail: AHeisig(at)eomuc.de

Fachreferent für kirchliche Kunstpflege
Dr. Hans Rohrmann
Telefon: 089 2137-2630
E-Mail: HRohrmann(at)eomuc.de

Fachreferentin für Wissenschaftliche Grundlagen und Kunsttopographie:
Stephanie Hodek
Telefon 089 2137- 77393
Email: SHodek@eomuc.de

Restauratorin
Regina Bauer-Empl
Telefon: 0171 2055417
E-Mail: rbauerempl(at)eomuc.de
Geschäftsführerin Bau-und Kunst-Kommission
Dr. Monika Schwarzenberger-Wurster
E-Mail: BKK-Geschaeftsstelle@eomuc.de


Fotoarchivar: Franz Xaver Genzinger
Telefon: 089 2137-2635
E-Mail: fgenzinger(at)extern.eomuc.de

Sekretariat der Hauptabteilung Kunst
Telefon: 089 2137-2635
E-Mail: kunst(at)eomuc.de

Assistentin der Hauptabteilungsleiterin
Virginia Harmsen  
Telefon: 089 2137 2635
E-Mail: VHarmsen@eomuc.de

Teamassistentin
Désirée Brückner 
Telefon: 089 2137 2630
E-Mail: DBrueckner@eomuc.de