Das Dreikönigsfenster im Münchner Dom Ein wunderbares Werk des Schönen Stils

 
Dreikönigsfenster in der Münchner Liebfrauenkirche
Dreikönigsfenster in der Münchner Liebfrauenkirche
 
Die Fenster des Münchner Domes können dem zeitgenössischen Betrachter keinen einheitlichen Eindruck mehr bieten, sie können ihm aber dabei helfen, die lange Geschichte des Ortes zu verstehen. Das Dreikönigsfenster zählt hiebei noch zu den Fenstern, die besonders schön anzuschauen sind.

In der südlichen Chorkapelle des Domes befindet sich heute das sogenannte Speculumfenster, das zu den ersten Stiftungen in der neuen Frauenkirche zählt. In dieses Fenster wurden – ganz im Sinne des heutigen ökologischen Denkens – schon um 1480 die Scheiben der älteren Rot-Grünen Passion einbezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es im unteren Bereich um die Scheiben des Dreikönigsfensters aus dem Jahr 1430 ergänzt. So sind die Scheiben des Dreikönigsfensters heute direkt über dem Tafelbild der Münchner Domkreuzigung zu betrachten und stehen in einem inhaltlichen Bezug zu dem Altar, dessen mittleren Teil dieses Tafelbild bildet. In der Predella des Altarretabels befindet sich das silberne Relief vom Reliquienschrein des heiligen Arsatius, welcher der Legende nach die Reliquien der Heiligen Drei Könige von Konstantinopel nach Mailand brachte.

Das Dreikönigsfenster wurde von Karl Ligsalz gestiftet, dem damaligen Bürgermeister aus einer reichen alteingesessenen Münchner Familie, deren Name sich vermutlich vom Salzhandel herleiten lässt. Die Scheiben stammen ursprünglich aus der alten Frauenkirche, in der das mystische bunte Licht sicherlich noch eine wichtige Rolle spielte. Es ist gerade die Farbigkeit, die das Dreikönigsfenster so besonders macht.

Heiligendarstellungen umgeben die Szene

Die beherrschende Szene der Anbetung der Heiligen Drei Könige wird von einem weiten dunkelblauen Baldachin überspannt, der mit goldenen Sternen verziert ist. Unter dem Baldachin thront links Maria mit dem nackten Kind auf dem Schoß. Sie trägt ein hellblaues Kleid, während der Hl. Josef, der neben ihr steht, violett gekleidet ist. Hinter den Eltern Jesu breiten zwei Engel einen roten Vorhang aus. Von rechts kommen die Könige. Die Krone des ersten liegt neben den Füßen Marias. Er kniet vor dem Jesuskind und gibt ihm einen goldenen Kelch. Der zweite und grün gekleidete König blickt nach hinten zu dem letzten König und zeigt zu der Heiligen Familie hin. Rechts von den drei Königen hält ein Diener drei Pferde.

Die ganze Szene wird von Heiligendarstellungen umgeben – links sind die Heiligen Leonhard und Christophorus dargestellt, rechts die Heiligen Barbara und Clara. Auf zwei kleinen Baldachinen, welche die Stütze des großen Baldachins bilden, sitzen zwei Propheten mit Turbanen auf den Köpfen. Sie blicken zu den zwei anschließenden Szenen – der Geburt Christi und der Darbringung des Kindes im Tempel. Über dem großen Baldachin sind weitere Einzelszenen zu sehen, die mit gotischen Architekturformen gekrönt werden. In der mittleren Szene disputieren die Schriftgelehrten im Tempel, in dem Feld über ihnen thront der zwölfjährige Christus, gekleidet in einem goldenen Gewand. Die heute rechts und links von ihm befindlichen Wappen der Familie Schrenck und Katzmair wurden vermutlich 1480 ergänzt.

Das Dreikönigsfenster gehört gemeinsam mit dem Astallerfenster, dem Fünf-Freuden-Mariä Fenster und der Rot-Grünen Passion zu den Fenstern aus der alten Frauenkirche, die um 1430 entstanden sind. Mit der Rot-Grünen Passion hat das Dreikönigsfenster die leuchtende Farbigkeit sowie einige Figurentypen gemeinsam, so dass man davon ausgeht, dass die beiden Fenster in der gleichen Werkstatt entstanden sind.

Um 1430 wirkte in München die Werkstatt des Glasmalers Martin Karlstainer, dessen Name möglicherweise auf seine böhmische Herkunft von der Burg Karlstein bei Prag hindeutet. Außerdem sind in München in dieser Zeit Beziehungen zur Salzburger Glasmalerei nachzuweisen, die vielleicht auch bei der Entstehung des Dreikönigsfensters eine Rolle spielen könnten. Eins ist sicher: Mit dem Dreikönigsfenster hat sich in der Frauenkirche bis heute ein wunderbares Werk des Schönen Stils erhalten.
Text: Barbora Schons, Ressort Bauwesen und Kunst, Dezember 2021
 

Kinderpastoral: Dreikönigsfenster: Simon und die Heiligen Drei Könige

 
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