Heiliges Grab Pfarrkirche St. Laurentius in Rottach-Egern

Schon im Mittelalter suchte die Kirche ihren Gläubigen die Geheimnisse von Leiden und Auferstehung Jesu sinnenfällig und anschaulich nahe zu bringen. In der Barockzeit nutzte man dazu auch die Mittel der Theatertechnik. So entstanden Kulissenaufbauten zur Darstellung des „Heiligen Grabes“. Für die Pfarrkirche St. Laurentius in Egern, die dem Benediktinerkloster Tegernsee unterstand, ist ein solches Heiliges Grab erstmals im 17. Jahrhundert bezeugt. Zum Jahr 1757 berichtet die Klosterchronik, dass auf Initiative von Pfarrvikar P. Nonnosus Pämer für Egern ein neues Heiliges Grab angeschafft wurde. 
Aufbau Heiliges Grab
Heiliges Grab in St. Laurentius in Eger
Die Kulissen bemalte der bekannte Münchner Kirchen- und Theatermaler Joseph Ignaz Schilling. Die stattlichen Kosten von 400 Gulden fielen nicht der Kirchenkasse zur Last, sondern wurden von Spendern getragen. Wie eine barocke Theaterkulisse füllte der Aufbau aus Holz und bemalter Leinwand mit 10 Metern Höhe, 6 Metern Breite und 8 Metern Tiefe seitdem alljährlich den ganzen Altarraum. Während die Kirchenfenster schwarz verhängt waren, erstrahlte er im magischen Licht von über 30 hinterleuchteten, mit farbiger Flüssigkeit gefüllten Glaskugeln und ebenso vielen Öllampen.
 
Rekonstruktionszeichnung
Rekonstruktionszeichnung des Heiligen Grabes
Durch mehrere Kulissen-Ebenen ist die Scheinarchitektur perspektivisch gestaltet. Die Inschrift in der bekrönenden Schrifttafel (1) zitiert aus dem 2. Buch der Könige (23,17): Sepulchrum Hominis Dei (Das Grab des Gottesmannes).

Im oberen Teil öffnet sich eine Art Bühne. Wie ein Kirchenraum oder ein Thronsaal ist sie von gedrehten Säulen eingefasst und von einem oben offenen Kuppelgewölbe überspannt. Hier werden im Verlauf der Karwoche wechselnde Passionsdarstellungen in Form von lebensgroßen Aufstellbildern gezeigt: Geißelung, Dornenkrönung, Verurteilung Jesu durch Pilatus, Kreuztragung und Kreuzaufrichtung.

Seitlich verweisen gemalte Figurengruppen auf zwei alttestamentliche Vorbilder des Heil bringenden Kreuzestodes Jesu: Links (2) will Abraham auf Gottes Befehl seinen Sohn Isaak opfern, wird jedoch von einem Engel daran gehindert (vgl. Genesis 22,1-19). Rechts (3) verweist Mose die von Giftschlangen gebissenen Israeliten auf die eherne Schlange, die an einer kreuzförmigen Stange angebracht ist; wer zu ihr aufblickt, bleibt am Leben (vgl. Numeri 21,4-9).
 
Eger Heiliges Grab beleuchtet
Das beleuchtete Grab
Die Öffnung unten (4) stellt das Grab Christi dar. Beidseits (5) sind hier schlafende Wachsoldaten gemalt. Tief im Inneren wurde früher am Karfreitag über der Figur des Grabchristus die verschleierte Monstranz mit dem Allerheiligsten beigesetzt.

Der Karsamstag ist der Tag, an dem die Gläubigen vor dem Heiligen Grab der Grabesruhe Jesu gedenken. Während der Auferstehungsfeier wird die Figur des toten Jesus den Blicken entzogen und unter musikalischem Osterjubel erstrahlt ein silbernes Kreuz (früher: die Monstranz) oben (6) auf dem prächtigen Königsthron Salomos (7). Dessen sieben Stufen symbolisieren die Tugenden, die rote Farbe gleichermaßen königliche Würde und die sich im Leiden Jesu zeigende Liebe; die flankierenden zwölf Löwen stehen für die Stämme Israels beziehungsweise die Apostel.

Nach Ostern zeigt ein weiteres Aufstellbild Jesus als den guten Hirten (vgl. Johannes-Evangelium 10,11-21) und stellt so die Fürsorge Gottes für die Menschen vor Augen.
 
Text: Dr. Roland Götz, Eva Wiegerling-Hundbiß, März 2024
 

Öffnungszeiten:

Das Grab kann vom 17. März bis 5. April 2024 besichtigt werden.

Heilige Gräber im Gebiet des Erzbistums

Auf dem Gebiet des Erzbistums München und Freising gibt es viele Darstellungen der Heiligen Gräber. Meist sind diese an den Kartagen zu den üblichen Kirchenöffnungszeiten zu besichtigen und es besteht die Möglichkeit zum Gebet. 

Einen virtuellen Rundgang, der mit Bildern und interaktiver Karte zu vielen Heiligen Gräbern in Kirchen des Erzbistums München und Freising führt, bietet die Internetseite www.heilige-graeber.de

Übersichtskarte Heilige Gräber im Erzbistum

Einen Rundgang zu den Heiligen Gräbern der Erzdiözese in Bild und Karte finden Sie hier.

St. Laurentius
Kißlingerstr. 45
83700 Rottach-Egern
Telefon: 08022-9276-0
Fax: 08022-9276-26
pv-tegernsee-egern-kreuth(at)ebmuc.de
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Pfarrverband Tegernsee-Egern-Kreuth
Msgr. G. R. Walter Waldschütz, Pfarradministrator