Darstellungen Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz Vorstellung ausgewählter Abbildungen sowie geschichtlicher Hintergrund

Nach der Tradition gilt der Oktober als Rosenkranz-Monat und ist im Besonderen der Gottesmutter Maria geweiht. Was das Rosenkranz-Gebet ehemals für eine enorme Wichtigkeit und Bedeutung besaß, ist heute für den modernen Menschen kaum noch nachzuvollziehen. Die Ursprünge des Gebets führen uns bis in das 13. Jahrhundert zurück, als der Legende nach die Gottesmutter selbst den heiligen Dominikus das Rosenkranzgebet gelehrt haben soll.
Esting, St. Stephanus, Rosenkranzmadonna, um 1500 mit barocker Ergänzung

Zur Geschichte des Rosenkranzes

Einen besonderen Aufschwung erfuhr das Rosenkranzgebet gegen Ende des 15. Jahrhunderts, wofür der Streit zwischen Erzbischof Ruprecht von Köln und dem Stadtregiment verantwortlich gewesen sein soll. Nach Bitten des Erzbischofs besetzte Karl der Kühne den Kölner Brückenkopf, die Stadt Neuß. So stand der Konflikt kurz davor, auf europäische Ebene ausgeweitet zu werden. Aufgrund der Brisanz der Lage ließ Jakob Sprenger, Prior des Dominikanerklosters, einen Rosenkranzaltar errichten und gründete zum gemeinsamen Gebet die Rosenkranzbruderschaft. 1475 kommt es zur Befreiung der Stadt Neuß und zum Friedensschluss durch Kaiser Friedrich. Das Engagement Sprengers und das Gebet der Rosenkranzbruderschaft ließen zur damaligen Zeit nur den Schluss zu, der Friede sei den eifrigen Gebeten und deren Erhörung durch die Gottesmutter zu verdanken.
 

Das Rosenkranzgebet

Das Rosenkranzgebet setzt sich aus dem Vaterunser, welches Christus selbst gelehrt hat, einem verehrenden Gruß an Maria, mit welchem der Erzengel Gabriel sie zur Verkündigung begrüßt (Lk 1, 28) und dem Glaubensbekenntnis zusammen. Das Erlösungsmysterium Christi wird in 15 Einzelgeheimnisse, Gesätze, auseinandergefaltet und in heilsökonomischer Abfolge in 15 Ave-Maria-Dekaden nähergebracht. Sinn dabei ist die gedankliche Konzentration und Meditation, die sich durch den wiederholenden Charakter des Gebets auszeichnet. Das Ave-Maria soll zum Nachdenken über die Geheimnisse der Menschwerdung Gottes, das Vaterunser und über die Passion Christi anregen. Inhalt der Gesätze sind die Geheimnisse des christlichen Glaubens, welche der Gläubige beim Gebet näher betrachten soll. Die Geheimnisse werden zwischen den freudenreichen (Menschwerdung und Kindheit Jesu), schmerzhaften (Passion Jesu Christi) und glorreichen Rosen (Auferstehung Christi) unterschieden. Im Jahr 2002 ließ Papst Johannes Paul II. die Geheimnisse noch um eine vierte Gruppe, die lichtreichen Geheimnisse, erweitern, bei welchen die bedeutendsten Ereignisse des Wirkens Jesu und seines öffentlichen Lebens betrachtet werden sollen. Um das Rosenkranzgebet korrekt zu beten wird die richtige Reihenfolge seiner Einzelbestandteile benötigt, wozu sich eine Gebetsschnur oder das Gebetszählgerät des Rosenkranzes selbst zur Hilfe in seiner Konstruktionsart und Reihung der Perlen anbietet - auf zehn Ave-Maria folgt ein Vaterunser.
 

Die Rose: klassisches Sinnbild marianischer Ikonografie

Die Praxis des Rosenkranzgebets mit der Gebetsschnur als Andachtshilfe ist besonders seit dem 12. Jahrhundert eng mit der Marienverehrung verbunden. Die Rose selbst ist wohl das klassischste Sinnbild der marianischen Ikonographie und ein fester Bestandteil der Bildtradition der Mariendarstellungen. Maria ist gleich mit den paradiesischen Rosen, welche vor dem Sündenfall noch keine Dornen besessen haben sollen. Genau wie die dornenlosen Rosen des Paradieses ist Maria von Beginn an die Immaculata, die Unbefleckte, da sie selbst unbefleckt empfangen wurde und auch selbst Christus unbefleckt zur Welt brachte. In der Lauretanischen Litanei wird sie wegen des Wunders ihrer Menschwerdung in Verbindung mit ihrer ewigen Weisheit als „Rosa mystica“, als geheimnisvolle Rose, angerufen.

Die Verknüpfung des Rosenkranzgebets mit der Marienverehrung und sinnbildlichen Gleichsetzung Mariens mit der Rose führte zur Entwicklung einer eigenen marianischen Bildgattung, die meist eine materialisierte Form des Gebets darstellt – die Rosenkranzmadonnen. Die Künstler wurden so auch vor eine völlig neue Aufgabe gestellt. Sie sollten Werke zu einem Bildthema erschaffen, welches keine konkrete Szene darstellt und auch keine Vorbilder oder Bildtradition besaß.

Als bekanntestes Bildwerk dieser Gattung gilt der 1518 geschaffene Engelsgruß von Veit Stoß in der Nürnberger Lorenzkirche. Doch hat auch die Erzdiözese München-Freising zahlreiche Objekte der Gattung in ihren Gemeinden aufzuweisen, von welchen im Folgenden einige vorgestellt werden sollen.
 
 

Albertaich, Filialkirche St. Jakobus d. J.

Albertaich, St. Jakobus der Ältere, Rosenkranzmadonna, 1630,
Die Rosenkranzmadonna in der Filialkirche St. Jakobus d. J. in Albertaich wurde im Jahre 1630 von den Wasserburger Bierbrauerseheleuten Georg und Katharina Clausner gestiftet. Die Marienfigur hängt inmitten des Chores der Jakobskirche zwischen der hochbarocken Ausstattung und fällt somit sofort in den Blick. Eine große goldene Krone ziert ihr Haupt.  Sie trägt ein goldenes Zepter und auf dem linken Arm das Christuskind mit dem Reichsapfel in seiner Hand. Zwei Putten umgeben sie, ein weiterer Puttenkopf befindet sich auf dem kleinen Podest, auf welchem das Bildwerk platziert ist. Umgeben wird die Gottesmutter von einer überdimensionierten Rosenkranzgebetskette, die aus roten Perlen besteht. Die rote Perlenschnur wird jeweils nach zehn Perlen von einer goldenen Rose unterbrochen. Der Rosenkranz selbst wird von einer Figur Gottvaters in den Wolken bekrönt. Dieser hält den goldenen Reichsapfel in der Hand; die andere Hand hat er im Segensgestus erhoben und entsendet gleichzeitig den Heiligen Geist als Taube zu Maria und dem Christuskind.

 

Altmühldorf, Pfarrkirche St. Laurentius

Altmühldorf, St. Laurentius, Rosenkranzmadonna, 17. Jh.,
Die hochbarocke Rosenkranzmadonna in der Pfarrkirche St. Laurentius in Altmühldorf fällt nicht sofort in den Blick wie in Albertaich – sie befindet sich etwas versteckt an der südlichen Langhauswand. Ihre Entstehung wird auf die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert. Maria wird hier mit goldener Krone und Zepter als Himmelskönigin vorgestellt. Das Christuskind auf ihrem linken Arm hält passend dazu den goldenen Reichsapfel in der Hand. Maria steht auf einer Konsole, die mit der Inschrift „S. Rosarium“ - zu Deutsch der Heilige Rosengarten - versehen ist. Die Rose ist eines der klassischsten marianischen Sinnbilder und zugleich namensgebend für das Rosenkranzgebet. Häufig wird Maria auch wegen ihrer unbefleckten Empfängnis mit einem verschlossenen Garten, dem „Hortus conclusus“, verglichen. Der Rosenkranz wird in diesem Bildwerk durch die 16 Rundbilder, welche die Unbefleckte und ihr Kind umgeben, dargestellt. In 15 dieser 16 Rundbilder werden die Heilsereignisse aus den Leben Jesu und Mariens malerisch abgebildet, welche sich inhaltlich auf die Einzelgeheimnisse, die Gesätze, beziehen.

 

Dietramszell, Pfarr- und ehemalige Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

Dietramszell, Mariä Himmelfahrt, Rosenkranzaltar, um 1660,
In der südlichen Chorseitenkapelle der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Dietramszell befindet sich der Altar der Rosenkranzbruderschaft. Hier thront an Stelle eines Altarbildes die prächtige Rosenkranzmadonna, welche dem lokalen Bildschnitzer Caspar Niederreiter zugeschrieben wird und um 1655/60 entstanden ist. Vor einem mächtigen Strahlenkranz befindet sich die Gottesmutter mit dem Christuskind. Sie wird thronend dargestellt, den rechten Fuß auf der Mondsichel, über welche eine Schlange kriecht. Sie soll die Schlange des Sündenfalles darstellen, welche Maria hier als Immaculata – die unbefleckt Empfangende und unbefleckt Empfangene, also komplett Reine („Tota Pulchra“), zertritt. Die Reichsinsignien scheinen sich die beiden zu teilen – Maria hält das Zepter, Christus den Reichsapfel. Im Dietramszeller Beispiel tragen Mutter wie Kind eine große, prunkvolle Krone. Der eindrucksvolle Strahlenkranz wird von 15 muschelförmigen Medaillons unterbrochen, welche die thronende Madonna als Werk der Gattung markieren. Die goldenen Medaillons sind bemalt und zeigen die 15 Rosenkranzgeheimnisse.

 

Esting, Filialkirche St. Stephanus

Esting, St. Stephanus, Rosenkranzmadonna, um 1500 mit barocker Ergänzung
In der Estinger Filialkirche St. Stephanus thront die Rosenkranzmadonna hoch über dem Chor. Das Bildwerk ist noch vor dem Triumphbogen angebracht. Die Entstehung der Madonnenfigur wird um 1500 vermutet, die Montierung des Rosenkranzes stammt aus barocker Zeit. Die Estinger Madonna steht in weitem Mantel vor einem Strahlenkranz. Rückseitig betrachtet stellt der Kranz eine Strahlensonne mit Gesicht dar. Die Gottesmutter schwebt auf einer Wolkenbank, die auf beiden Seiten von zwei Leuchterengeln flankiert wird. Auf dem linken Arm hält sie das lebhaft bewegte Christuskind, in der rechten Hand einen Apfel. Das kleine Jesuskind berührt diesen ebenfalls mit seiner kleinen Hand. Die beiden werden von einer großen Perlenschnur umgeben, welche die Gebetskette selbst darstellt. Diese wird in unregelmäßigen Abständen von fünf kleinen Medaillons unterbrochen. Von den Medaillons bilden vier Wundmale Christi ab, das fünfte und zugleich das Bildwerk bekrönende Medaillon zeigt das Heiligste Herz Jesu.

 

Landshut, Pfarrkirche St. Martin

St. Martin, Madonna von Hans Leinberger, um 1518, ehemals mit Rosenkranz,
Die vermutlich um 1518 von Hans Leinberger geschaffene Muttergottes befindet sich in der Landshuter Martinskirche. Von Engeln getragen schwebt sie an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes, während sie Zepter und Christuskind in den Händen trägt. Ihre eindrucksvolle Gestalt fasst ganze 2,15 m Höhe. Sie kann auf den ersten Blick nicht direkt der Bildgattung zugeschrieben werden, doch im Jahre 1920 erkannte Juliane Kunz-Weigelt in dem Bildwerk eine Rosenkranzmadonna, ehe kurz darauf Georg Lill und Otto Bramm zwei reliefierte Medaillons dem verlorenen Rosenkranz zuordnen konnten. Die imposante Marienfigur war also ehemals von einer Rosenkranzschnur umgeben, in welche die genannten Medaillons eingebunden waren, wie die zu Blütenblättern geschnitzten Rückseiten der Medaillons zeigen. Auch soll das Bildwerk ursprünglich über dem Chor der Martinskirche gethront haben, wie archivalische Belege zur Umhängung bezeugen. Die Bohrlöcher in den Seiten der Marienfigur zeigen, dass der heutige Strahlenkranz auch zur mittelalterlichen Erscheinung der Landshuter Madonna gehörte.
 
Text: Marlene Sauer, HA Kunst

 
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