Nicht teuer, aber von Herzen Weihnachten ist die beste Gelegenheit, gute Geschenke zu machen

Geschenke vor weihnachtlicher Dekoration
Geschenke haben etwas Festliches, sie verbreiten Glanz und Freude. Perverse Protzereien dagegen braucht niemand.
Ist das Schenken ein riesiger Stress? Oder ein riesiges Glück? Die Meinungen gehen auseinander, die Erfahrungen sind zwiespältig. Viele seufzen, wenn sie wieder etwas schenken müssen. Viele tun sich auch schwer, etwas anzunehmen, was ihnen zugedacht ist. Häufig sind es dieselben Menschen: Schenken zu können und Geschenke annehmen zu können – es sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.
 
Wie gut, dass es Menschen gibt, die in beidem gut sind. Sie beherrschen die Kunst des Schenkens, und sie können sich auch schlicht und ergreifend über ein Geschenk freuen. Kinder beherrschen beide Künste besonders gut. Erwachsene, die sich ein kindliches Herz bewahrt haben, weil sie großzügig sind im Geben und Empfangen, sind selbst ein Geschenk, für das alle nur dankbar sein können.
 
Anderen etwas Gutes tun

Von diesen Menschen lässt sich lernen, was ein gutes Geschenk ist und wie man es findet, ohne in Zeitnöte oder Gehirnmarter zu geraten, wie man ein Präsent aber auch annehmen kann, ohne sich sofort dem Zwang ausgesetzt zu sehen, ein Gegengeschenk in petto zu haben. Diese Menschen machen Mut, die eigenen Hemmungen zu überwinden, anderen ein echtes Geschenk zu bereiten, und die selbstquälerischen Zweifel zu zerstreuen, ob man ein schönes Geschenk überhaupt verdient habe.
 
Teuer braucht ein gutes Geschenk nicht zu sein – aber von Herzen muss es kommen. Der Selbstdarstellung darf es nicht dienen, aber eine Unterstützung darf es schon sein. Geschenke sind etwas anderes als Almosen, die auf eine arge Not reagieren und Soforthilfe leisten wollen, wenn das Sozialsystem versagt. Geschenke haben etwas Festliches an sich. Sie sind ein Luxus – in des Wortes ursprünglicher Bedeutung. Perverse Protzereien braucht niemand. Aber Luxus heißt, nicht nur der Not zu gehorchen, sondern auch dem eigenen Triebe. Luxus kommt aus dem Überfluss – so dass man teilen kann, ohne selbst darben zu müssen. Aus dem Vollen zu schöpfen: das ist ein großes Glück. Wer es nicht hat, sehnt sich nach ihm. Wer es genießen kann, muss aufpassen, nicht hochmütig zu werden, hat aber die Chance, anderen etwas Gutes zu tun und dabei selbst nicht zu kurz zu kommen. Geteiltes Leid ist halbes Leid; geteilte Freude ist doppelte Freude – dieses Sprichwort weist den Weg, gute Geschenke zu finden.

„Luxus“ kommt von dem lateinischen Wort für Licht

„Luxus“ ist mit dem lateinischen Wort für Licht, Lux, verwandt. Geschenke verbreiten Glanz um sich – was nicht an der glitzernden Verpackung, sondern am Inhalt hängt. Sie strahlen ein Licht aus, das die Welt heller macht. Geschenke stehen dafür, dass es nicht der Kampf ums Dasein ist, der den Sinn des Lebens ausmacht, sondern die gemeinsame Teilhabe an Gottes guten Gaben, ohne die es kein Leben auf dieser Erde gäbe.
 
Es gibt religiöse Systeme, auch im Christentum, die einen unversöhnlichen Widerspruch zwischen dem irdischen und dem himmlischen Leben ausmachen wollen. Mit Geschenken lässt sich dort nichts anfangen, mit Lebensfreude auch nicht, am wenigsten mit kleinen Zeichen der Aufmerksamkeit, die stellvertretend für die ganz große Liebe stehen, die Gott mitten in dieser Welt wirken lässt. Herzensgüte ist die Alternative: ein Gespür für das Gute und das Schöne, das nicht alltäglich ist, aber mitten im Alltag ein Fest feiern lässt, durch geschenkte Zeit, geschenkte Aufmerksamkeit, geschenkte Liebe.
 
Geschenke, die von Herzen kommen

Weihnachten ist die beste Gelegenheit, gute Geschenke zu machen, die von Herzen kommen – und sich von Herzen über sie zu freuen. In allen Familien und Freundeskreisen wird der Geburtstag eines Menschen gefeiert. Jede Geburtstagsfeier ist ein Bekenntnis: Es ist gut, dass es dich gibt. Wir freuen uns, dass du da bist. Wir genießen es, mit dir zusammen zu sein.
 
Wahrscheinlich ist Weihnachten genau deshalb so populär, weil ein Geburtstag gefeiert wird. Jesus wird geboren, der Sohn Gottes. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gegeben – also geschenkt – hat“ (Joh 3,16). Größer kann kein Geschenk sein. Es anzunehmen, ist eine Frage des Glaubens, der glücklich macht.

Jesus ist Gottes Geschenk an die Menschen


Jesus kommt nicht im Glanz eines kaiserlichen Palastes auf die Welt, sondern wird in eine Krippe gelegt – nach orthodoxer Tradition in einer Höhle, nach der westlichen in einem Stall. Armut und Reichtum, Liebe und Nüchternheit, Hirten und Tiere kommen in der Weihnachtsgeschichte so nahe zusammen wie sonst nie. Jesus ist Gottes großes Geschenk an die Menschen. Menschliche Geschenke dienen der Menschlichkeit – in Gottes Namen.
 

Text: Thomas Söding, Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum, aus: Münchner Kirchenzeitung vom 8. Dezember 2019
 

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