Hurra, Familienurlaub! – Sieben Tipps für eine entspannte Ferienzeit Wie Familien den gemeinsamen Urlaub so gestalten können, dass er für Eltern und Kinder ein Gewinn ist

Familienurlaub ist eine tolle Sache. Mal raus aus den eigenen vier Wänden, Neues sehen, Zeit miteinander verbringen. Auf der anderen Seite können solche Ferien auch schnell in Streit und Stress ausarten. Zum Beispiel weil die einzelnen Familienmitglieder unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen haben. Oder weil durch den Wunsch nach möglichst vielen gemeinsamen Erlebnissen die Entspannung zu kurz kommt. Agnes Passauer von der Ehe- und Familienpastoral und Gabriela Grunden von der Abteilung Spiritualität haben Anregungen und Tipps, wie ein achtsamer Urlaub mit der Familie – auch und gerade in der Corona-Zeit – funktionieren kann.
 
Mutter mit zwei Kindern in Boot
Sich Zeit nehmen für schöne Erlebnisse und gemeinsam das Leben genießen: Dazu bietet der Familienurlaub eine wunderbare Gelegenheit.
 
1. Atem holen für Leib und Seele
Urlaub eignet sich wunderbar, um wieder zu Atem zu kommen. Und zwar im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Weil es im Urlaub keinen oder wenig Druck von außen gibt, sei diese Zeit eine gute Möglichkeit, sich als ganzen Menschen, mit Leib, Geist und Seele, wahrzunehmen, sagt Gabriela Grunden, Leiterin der Abteilung Spiritualität im Erzbischöflichen Ordinariat München. Gerade Eltern könnten den Urlaub nutzen, um sich „zu spüren, die Familie, die Kinder neu wahrzunehmen, Dinge zu tun, die Freude machen“. Mit Leib und Seele aufzuatmen.
 
2. Sich Zeit nehmen
Der Familienalltag ist oft geprägt von einem hohen Tempo. Eltern hetzen von daheim zur Kita, zur Arbeit, zum Einkaufen. Zwischendurch werden Telefonate geführt und WhatsApp-Nachrichten gecheckt. Im Urlaub darf das anders sein. Jetzt geht es darum, Tempo herauszunehmen, bewusst innezuhalten und sich miteinander etwas zu gönnen. Zum Beispiel eine Blume, einen Baum oder ein Tier einmal wirklich zu betrachten. „Kleine Kinder können das super“, weiß Gabriela Grunden. „Sie sind Spiritualitätslehrer und -lehrerinnen, weil sie verweilen können, weil sie noch staunen können und wirklich ganz im Jetzt sind.“ Solchen kleinen Wundern Aufmerksamkeit zu schenken, habe auch etwas mit Spiritualität zu tun, mit einer Verbundenheit mit Gott. „Diese Verbundenheit zwischen Erde und Himmel bewusst aufzunehmen, müssen Erwachsene immer wieder neu lernen“, so die Theologin und Exerzitienbegleiterin. Eine weitere Anregung von ihr: gemeinsam eine Kirche oder eine Kapelle besuchen und dort beten und verweilen.
 
3. Bedürfnisse klären
„Meine Zeit, Zweierzeit, unsere Zeit – bewusst miteinander Zeiten abzusprechen, gibt Klarheit“, erklärt Agnes Passauer von der Ehe- und Familienpastoral des Erzbistums München und Freising. „Jede und jeder in der Familie braucht Raum für sich alleine, um das zu leben, was ‚seins bzw. ihres‘ ist“, so die Pastoralreferentin und Eheberaterin. In der Zweierzeit gehe es darum, sich als Paar Zeit füreinander zu nehmen, sich gutzutun und miteinander zu reden. Aber auch als Mutter oder Vater mit nur einem Kind etwas zu unternehmen, ist in diesem Zeitraum möglich. In der Familienzeit, „unserer Zeit“, stehen gemeinsame Aktionen und Unternehmungen auf dem Programm. Was das sein kann? Dazu hat Passauer einen guten Tipp parat: „Es gibt eine Ideen-Box, in die jede und jeder seine Vorschläge einbringt, und es wird jeden Tag daraus ein Zettel gezogen. Oder reihum darf jedes Familienmitglied an einem Tag bestimmen.“ 
 
4. Konflikte fahren mit
Streit gehört zum Leben. Im Alltag und im Urlaub. Sich das bewusst zu machen, lässt Eltern gelassener mit möglichen Problemsituationen umgehen. „Mit Konflikten, Streit und Missstimmung rechnen“, rät auch Agnes Passauer. „Die werden auch in den Ferien da sein und in den Urlaub mitfahren.“ Diese Haltung einzunehmen und nicht zu hohe Erwartungen an einen möglichst konfliktfreien Urlaub aufzubauen, sei hilfreich. „Es ist viel gewonnen, wenn man hin und wieder in schwierigen Situationen innehält, unterbricht und humorvoll sagt: Dieses Streitthema schicken wir jetzt woandershin in Urlaub, das bekommt jetzt eine Pause!“

Auch Resilienz kann helfen, wenn’s mal dicke Luft gibt. Diese psychische Widerstandskraft trägt dazu bei, mit kleinen und großen Krisen klarzukommen und ist eine wertvolle Begleiterin auch in der Urlaubszeit.
 
5. Weniger ist mehr
Klettern, Wandern, GoKart-Fahren, Wellness, Schwimmen, Eselwanderung – die Auswahl an Freizeitangeboten ist an vielen Urlaubsorten riesig. Was tun, damit der Urlaub trotzdem nicht in Stress ausartet? „Die Herausforderung ist, bei der Fülle der Angebote wirklich zu fragen, was mache ich am liebsten, was macht mir am meisten Spaß, wo fühle ich mich wohl?“, sagt Gabriela Grunden. Den Mut zu haben, ein oder zwei Angebote auszuwählen, sei sinnvoll. „Weniger ist mehr“, so die Theologin. Entscheidend sei, was man weglassen kann – und dann das Ausgewählte wirklich zu genießen.

6. Bewusst leben
Bewusst auf das Positive im eigenen Leben schauen, bewusst lieben und bewusst lachen. Im Urlaub ist Zeit dafür. Familienseelsorgerin Agnes Passauer hat zu jedem der drei Aspekte einige Beispiele und Anregungen zusammengestellt:

  • Bewusst wahrnehmen, welche Schätze es in meinem Leben gibt: Einen farbigen Stein, blühende Blumen, Wasser und Sonne genießen, etwas in der Wohnung gestalten, das gute Essen und den langen Schlaf auskosten, die Begabungen meiner Kinder würdigen, die Liste ist unendlich! Machen Sie ein Spiel daraus: Suchen Sie jeden Tag etwas Schönes, Ungewöhnliches, Feines und schreiben es auf. Vielleicht haben Sie eine Tafel oder eine ganze Wand dafür frei!?
  • Bewusst lieben: Komplimente machen, einander aufbauende Worte sagen, Zeit für Nähe buchen, „Kuschelzeit“, sich gegenseitig massieren. Das geht auch, wenn nicht alles geklärt ist. Und zwar mit der Haltung: Wir haben Konflikte, nerven uns manchmal gegenseitig – deshalb haben wir es erst recht nötig, einander gutzutun!
  • Bewusst lachen: Helfen Sie ruhig nach, damit es etwas zum Lachen gibt! Zum Beispiel, indem Sie zusammen einen lustigen Film anschauen, Gemeinschaftsspiele – nicht Konkurrenzspiele – wie „Bring mich zum Lachen“ oder witzige Karten- und Partyspiele spielen, humorvolle Begebenheiten erzählen.
 
7. Entspannt starten
Viele Eltern kennen diese Situation: Sitzt die Familie endlich im Zug oder im Auto, sind Mama und Papa fix und fertig. Vor allem Mütter fühlen sich bei den Urlaubsvorbereitungen oft alleine gelassen. Dabei lassen sich Mega-Stress und Unzufriedenheit vor dem Start in vielen Fällen in Grenzen halten. Die katholische Initiative „elternbriefe“ empfiehlt in einem Beitrag über einen entspannten Urlaubsbeginn, zum Planungsauftakt einen Familienrat einzuberufen. Alle Familienmitglieder besprechen gemeinsam, was zu tun ist, und verteilen Aufgaben. Weitere Ideen von „elternbriefe“, um Stress zu vermeiden: Die Großeltern oder Nachbarn als Babysitter engagieren. Pack- und To-do-Listen vorbereiten, die für jeden Urlaub wiederverwendet werden können. Die Kinder je nach Alter und Fähigkeiten bei den Arbeiten mit einbeziehen. Und Pausen beim Packen einplanen.
 
Kleiner Junge im Gras
Kinder sind wahre Meister in Sachen Spiritualität. Sie können noch verweilen und staunen. Die Erwachsenen können von ihnen lernen, ganz im Jetzt zu leben. Zum Beispiel im Urlaub.
Idee zum Schluss: Der Sonntag als Kurzurlaub
Der Urlaub ist vorbei und der Alltagsstress geht weiter wie zuvor? Das muss nicht sein! Schließlich haben wir den Sonntag als wöchentlichen Ruhetag. Dieser Tag sei ein großes Geschenk der christlichen Religion, erklärt Gabriela Grunden. „Gott ruht aus und gönnt den Tieren und den Menschen Ruhe. Alle sollen einmal nicht arbeiten müssen, nicht lernen müssen, sondern sich einfach des Lebens freuen, einfach einmal sie selbst sein.“ Wenn Familien also gute Erfahrungen aus dem Urlaub – wie Bedürfnisse klären, Zeiten besprechen oder bewusst leben – in den Alltag übernehmen, wird der Sonntag für sie zum Kurzurlaub. Zu einer wöchentlichen wohltuenden Familienzeit, einer gemeinsamen Auszeit für Körper, Geist und Seele.
 
Text: Christina Tangerding, freie Redakteurin, im August 2021
 

„Gott geht alle Wege mit – durch dick und dünn! Er ist in schönen und in schweren Stunden bei uns! Wir möchten Sie ermutigen, immer wieder innezuhalten, durchzuatmen und diesen guten Worten zu vertrauen.“
Aus einem Brief von Kardinal Reinhard Marx an Familien mit Blick auf die Corona-Pandemie
 

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