Erfahrungsbericht zum Kurs "Familie werden – Paar bleiben" Zwei Ehepaare berichten, wieso ihnen ein Kurs der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Erzdiözese gutgetan hat

Johanna B. schiebt den Kinderwagen, in dem der sechs Monate alte Max schlummert. Gleichzeitig nimmt sie einen eingehenden Anruf auf dem Smartphone an. Dann ist die 35-Jährige zuhause angekommen und schon ist die Haustür geöffnet, ohne dass sie das Telefonat unterbrechen muss. Mütter sind multitaskingfähig. „Max ist ein echtes Wunschkind“, sagt die Mutter, die als Communications Managerin arbeitet, aber gerade in Elternzeit ist. Der Papa von Max ist Pablo, 39, Biologe und Spanier. Als Johanna B. schwanger wird, erinnert sie sich an die Angebote der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Erzdiözese. Dort hat sie gemeinsam mit ihrem Ehemann bereits früher an den Kursen EPL (Ein partnerschaftliches Lernprogramm) und KEK (Kommunikationstraining für Paare) teilgenommen.
schwangere Frau und Partner halten gemeinsam Babyschuhe in den Händen
Familie werden - Paar bleiben

Bleibt genügend Zeit für uns?

 
„Der Kurs ‚Familie werden – Paar bleiben‘ hat perfekt zu unserer neuen Situation gepasst“, berichtet sie. Sie gesteht, dass sie und ihr Mann sich durchaus Gedanken darüber gemacht hätten, wie die Geburt des Kindes ihr Leben verändern würde. Würde genügend Zeit für sie als Paar mit eigenen Wünschen und Interessen bleiben? Johanna B. erzählt nachdenklich, dass sie Paare kennt, die sich nach der Geburt des Kindes getrennt hätten. Das kann durchaus eigene Ängste triggern, inwieweit eine Geburt eine Belastung für die eigene Beziehung darstellt. Allerdings sieht sie für sich und ihren Mann eine gute, langjährige Basis. Johanna B. und Pablo sind seit 14 Jahren ein Paar und seit vier Jahren miteinander verheiratet.

Die kirchliche Eheschließung war ihr, der evangelischen Christin, und ihrem katholischen Mann als Zeichen der Verbundenheit sehr wichtig. Die Trauung fand in Spanien statt, wo alle katholischen Paare vor der Hochzeit ein Ehevorbereitungsseminar besuchen müssen. „Das haben wir dann in München mit dem Angebot EPL nachgeholt. So sind wir auf die Angebote der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Erzdiözese gestoßen.“

Das Leben hat sich seit der Geburt von Max für die Eheleute gefühlt komplett verändert. „Dadurch, dass meine Eltern in Niedersachsen leben und die meines Mannes in Spanien, sind wir viel unterwegs. Auch sonst reisen wir sehr gerne. Wir waren vor der Geburt von Max kaum ein Wochenende in München. Das ist nun anders“, beschreibt sie eine äußerlich sichtbare Veränderung. Aber auch innerlich habe sich einiges verändert. So wollte Johanna B. ursprünglich nach zehn Monaten wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Doch die erwartete Sehnsucht nach der Berufstätigkeit war nicht so stark, wie gedacht. „Ich habe nun meine Elternzeit auf zwölf Monate verlängert“, schmunzelt sie. Die Zeit mit dem kleinen Max genießt sie sehr. 2020 darf sich auch Pablo seinem Sohn zwei Monate lang intensiver widmen, denn dann nimmt er seine Elternzeit.

Dass sie sich von ihren neuen Erfahrungen im Leben überraschen lassen und diese Entwicklungen annehmen können, hat mit dem Kurs „Familie werden – Paar bleiben“ zu tun. „Da haben wir gelernt, den Partner gezielt zu scheinbar Selbstverständlichem zu befragen. Und da kam öfter etwas anderes heraus, als erwartet. Das war total spannend.“ Beide hoffen, dass sie nach der Elternzeit einen Krippenplatz für den Jungen finden, denn die sind in München äußerst begehrt.

Johanna B. hat Max bereits über den Kita-Finder angemeldet und durchläuft gerade den Bewerbungsmarathon an den einzelnen Kinderkrippen: „Einmal gab es 450 Bewerbungen für 20 Plätze. Das ist der reine Wahnsinn“, seufzt sie. Mit ihrer Paarsituation ist sie dagegen sehr zufrieden. „Es geht uns gut. Aber wir tun auch etwas dafür“, berichtet sie. So pflegt das Ehepaar den gemeinsamen Austausch und es schafft sich immer wieder gezielt Raum für die Zeit zu zweit.
 

Vertrauensvoller Rahmen

 
Paar hält neugeborenen Säugling in den Armen
Elternzeit
Szenen- und Ortswechsel nach Holzkirchen. Dort leben Manuela und Meinrad S. Das 35 und 36 Jahre alte Ehepaar hat ebenfalls am Kurs teilgenommen. An vier einzelnen Tagen am Wochenende haben sich die beiden zusammen mit drei anderen Paaren und den beiden Kursleiterinnen über ein knappes Jahr hinweg getroffen.

„Beim ersten Termin war ich noch schwanger, bei den drei anderen war Marlene schon geboren“, erinnert sich Manuela S. „Die anderen Paare sind uns sympathisch. Wir haben uns auch einmal privat getroffen und sehen uns nächstes Jahr wieder. Es gibt mittlerweile sogar eine eigene WhatsApp-Gruppe“, schmunzelt Manuela S. „Die Abstände zwischen den Kurseinheiten waren gut für uns machbar“, ergänzt Ehemann Meinrad. Ihn hat bereits das erste Treffen überzeugt. „Dabei haben wir uns kennengelernt und gemerkt, dass es mit den anderen passt. Ein vertrauensvoller Rahmen ist wichtig, weil es doch zum Teil um sehr private Themen geht, die im Kursverlauf an der Reihe sind.“

Tochter Marlene, neun Monate alt und quicklebendig im Hintergrund, ist ein Wunschkind. „Wir haben unsere Familienphase bewusst angestrebt, waren aber dann selbst überrascht, wie schnell ich schwanger wurde“, schildert Manuela S. Da die Eheleute das Angebot der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Erzdiözese durch EPL ebenfalls schon als qualitativ hochwertig erlebt haben, melden sie sich zum Kurs „Eltern werden – Paar bleiben“ an. Die Kursinhalte empfinden beide als hilfreich, gerade was die Pflege der gemeinsamen Zeit für die Paarbeziehung angeht. „Wir reden schon viel miteinander“, betont Ehemann Meinrad S. „Aber das läuft mal besser, mal schlechter. Oft geht es vor allem um den Alltag und wer was zu tun hat. Es gibt Phasen, in denen ich selbst merke, dass ich gestresst bin. Dann brauchen wir eine Pause vom bloßen Alltag. Wir versuchen dann, uns wieder über Themen mit einem gewissen Anspruch austauschen.“

Ehefrau Manuela ergänzt: „Es ist gut, dass wir merken, dass es ein Auf und ein Ab gibt und dass wir etwas dafür tun können, unsere Beziehung zu stärken.“ Um die vertraute Nähe zwischen den Eheleuten zu pflegen, helfen kleine Zeichen der Zuneigung: ein bewusster Blick in die Augen des Partners, eine kleine Berührung, ein Lächeln auch mitten im Trubel. Was sich so selbstverständlich anhört, kann sonst bei einer kompletten Umstellung des Lebens verloren gehen, wenn man sich nicht bewusst daran erinnert. Im Kurs haben die Paare auch die Anregung erhalten, für sich solche Gesten der Zuneigung zu finden und sie zu zeigen.
 

Netzwerke schaffen

 
Beide Ehepartner arbeiten als Realschullehrer. Während Manuela S. ein Jahr in Elternzeit gegangen ist, verteilt Meinrad S. bewusst seine zwei Monate auf die Jahre 2019 und 2020. Als Beamte im Schuldienst haben sie die Möglichkeit, sich auch über diese Zeit hinaus für die Betreuung von Kindern freistellen zu lassen. Das nimmt den Druck von ihnen, bald einen Betreuungsplatz für Marlene gefunden haben zu müssen. „Unsere Eltern können nicht einfach schnell einmal vorbeikommen, um unsere Tochter ein paar Stunden zu übernehmen, denn sie leben in der Oberpfalz und in Niederbayern“, seufzt Manuela S. Immerhin hat sie im Geburtsvorbereitungskurs zwei andere Mütter kennengelernt, mit denen sie sich gut versteht. Die Frauen unterstützen sich bei Bedarf, wo es möglich ist. Bei allen Anforderungen, die der Alltag mit Kleinkind an sie stellt, spürt man deutlich, dass die Eheleute S. damit zufrieden sind. Sie sind ein Paar geblieben, auch als Familie.

Text: Gabriele Riffert, freie Redakteurin


Ehe-, Familien- und Lebensberatung
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Fachbereichsleiter:
Markus Reischl, Pastoralreferent und Kommunikationstrainer

Referenten in der Ehevorbereitung und -begleitung:
Robert Benkert, Pastoralreferent und Eheberater
Sylvia Braun-Schmidtner, Pastoralreferentin
Robert Seisenberger, Pastoralreferent,
Paar- und Familientherapeut

• Hochzeits- und Ehevorbereitungskurse
• Kommunikationstraining EPL für junge Paare
• Beratung u. Begleitung zum Thema kirchliche Trauung
• Beziehungsschule und Partnerschaftsvorbereitung in Schulen
und anderen Einrichtungen