Sternenhimmel

„Weihnachten bedeutet für mich Erwartung und Nähe“ Ein persönlicher Blick auf das Fest von Diana Schieskow

Diana Schieskow (rechts) zusammen mit ihrer Freundin, mit der sie auch dieses Jahr den Heiligen Abend verbringt
Wenn Diana Schieskow über Weihnachten spricht, hört man sofort, wie viel Herz in diesem Fest für sie steckt. Fast 44 Jahre alt, studiert sie seit kurzem Religionsphilosophie in München – ein Weg, der aus innerer Überzeugung entstanden ist. Glaube ist für sie kein abstraktes Thema, sondern ein lebendiger Begleiter des Alltags. Und in diesem Alltag engagiert sie sich mit Freude: Die Freizeitgruppe „Der frische Wind“, die sie gemeinsam mit ihrer Freundin unterstützt, ist ihr eine Herzensangelegenheit.

Diana ist hörbehindert und sitzt im Rollstuhl. Doch diese Merkmale definieren sie nicht ausschließlich - sie sind Teil ihres Lebens, nicht ihr ganzes Leben. Im Interview erzählt sie, wie sie als Mensch mit Behinderung die Weihnachtszeit erlebt: mit Freude, Nachdenklichkeit und einem tiefen Gefühl für Gemeinschaft.

 

Zwischen Freude und Wehmut – die Adventszeit als Zeit der Erwartungen

„Die Adventszeit verbinde ich mit der Erwartung an Jesus. Das feiern wir an Weihnachten.“

Diana spricht ruhig, aber entschlossen. Für sie ist Weihnachten in erster Linie ein Glaubensfest – ein Ankommen. Freude ist da, ganz eindeutig. Aber sie erzählt auch von einer stillen Traurigkeit, die jedes Jahr spürbarer wird:

„Es fällt gerade an diesen Festtagen auf, dass immer mehr Stühle in der Familie leer bleiben, weil sie in die Ewigkeit vorausgegangen sind.“

Weihnachten wird damit zu einem Ort der Erinnerung – an jene, die fehlen und doch auf besondere Weise da sind.
 

Wenn die Welt zu laut wird – Herausforderungen in der Weihnachtszeit

Durch ihr Cochlea-Implantat, eine elektronische Hörprothese, kann Diana hören – doch vor allem in der Adventszeit wird ihr bewusst, wie laut die Welt sein kann:

„In dieser Zeit ist alles sehr laut. Mit meinen Implantaten kann ich es zwar einstellen, aber es kostet Kraft.“

Auch der Rollstuhl bringt eigene Herausforderungen mit sich: Schnee, Glätte, volle Verkehrsmittel. Mobilität, die für viele selbstverständlich ist, muss für Diana sorgfältig geplant werden.
 

Rituale, die tragen

Was ihr Kraft gibt? Ganz klar: ihre Familie:

„Ich versuche, Weihnachten immer mit meiner Familie zu verbringen. Wichtig ist uns hier der Zusammenhalt.“

Es sind nicht die großen Gesten, die für Diana zählen – sondern der gemeinsame Tisch, der Blickkontakt, das Zusammensein. Die Beziehung zu ihrer Freundin spielt dabei eine besondere Rolle: Der 24. Dezember gehört seit Jahren ihnen beiden. Am ersten Weihnachtsfeiertag wird sie dann von ihrer Familie besucht.
 

Weihnachten 2025 – mit Hoffnung und Ungewissheit

Auch in diesem Jahr wird ihre Freundin an Heiligabend bei ihr sein. Wie Weihnachten heuer mit der Familie sein wird, ist aber noch ungewiss:

„Leider geht es dieses Jahr einem Familienmitglied nicht so gut. Am 25.12. werden wir schauen, ob wir ihn besuchen können.“

Weihnachten wird damit erneut zu einem Fest der Entscheidung: zwischen Nähe, Rücksicht und dem Wunsch, füreinander da zu sein.
 

Ein Wunsch – für eine wirklich inklusive Weihnachtszeit

Ob gesellschaftlich oder persönlich – Diana wünscht sich nichts Revolutionäres. Sondern etwas sehr Menschenmögliches:

„Gegenseitige Rücksichtnahme ist in dieser Zeit wichtig. Ein freundliches Wort oder ein Lächeln tut jedem gut.“

Inklusion beginnt nicht mit großen Konzepten – sondern mit Aufmerksamkeit. Mit Zuhören. Mit einem Platz am Tisch, der bewusst freigehalten wird.
 

Und dann war da dieser Moment in der Christmette

Auf die Frage nach ihrem bislang schönsten Weihnachtserlebnis huscht Diana ein Lächeln über ihr Gesicht, als sie sich erinnert:

„Es war in der Christmette, es war sehr glatt draußen. Schon der Weg zur Kirche war schwierig. Unser Dekan verabschiedete uns mit den Worten: Ich wünsche Ihnen eine schöne Rutschpartie nach Hause.‘“

Ein Satz, der im ersten Moment lustig klingt – und gleichzeitig das Leben selbst widerspiegelt: manchmal ist der Weg beschwerlich. Aber man geht ihn gemeinsam – mit einem Segen im Gepäck.

Weihnachten aus Dianas Sicht ist keine perfekte Idylle. Es ist persönlich. Es ist voller Erinnerung – und voller Hoffnung.

Paul Hasel, Redakteur Sankt Michaelsbund