Generalvikar Klingan dankt Sinti und Roma-Verbänden für „mutiges Aufstehen gegen stigmatisierendes Denken"

Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestags der Deportation der Münchner Sinti und Roma
München, 13. März 2025. Mit Blick auf die erst 1982 erfolgte Anerkennung von Sinti und Roma als Opfer des nationalsozialistischen Völkermords hat der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Christoph Klingan, das Engagement von Sinti und Roma-Verbänden gegen diese „Fortschreibung der Diskriminierung“ gewürdigt. 80 Jahre nach Kriegsende blicke man „auch zurück auf die Geschichte von fast 80 Jahren mutigen Aufstehens gegen die Fortsetzung einer diskriminierenden politischen Praxis nach Kriegsende und gegen stigmatisierende Denkweisen in der deutschen Gesellschaft“, sagte Generalvikar Klingan in seinem Grußwort bei einer Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt München in der ehemaligen Karmeliterkirche am Donnerstag, 13. März, anlässlich des Jahrestags der Deportation der Münchner Sinti und Roma am 13. März 1943.
 
Angesichts der Brisanz des Themas mahnte der Generalvikar: „Wir sollten aus der Geschichte für die Gegenwart und Zukunft lernen, man kann es dieser Tage nicht oft genug betonen.“ Der Widerspruch gegen Unrecht, den die Vertreterinnen und Vertreter der Sinti und Roma etwa in Form des Hungerstreiks 1980 in der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau übten, sei „ein Kennzeichen der alttestamentarischen Propheten“ gewesen, insofern „hatte das beherzte Handeln von Zentralrat und Landesverband deutscher Sinti und Roma auch ein prophetisches Element für unsere Gesellschaft und dafür gebührt ihnen großer Respekt und Anerkennung“.
 
Klingan erinnerte daran, dass auf dem 1968 errichteten Internationalen Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte Dachau verschiedene Opfergruppen fehlten und Sinti und Roma lange Zeit der Anspruch auf Entschädigung für die rassistische Verfolgung und erlittene KZ-Haft verwehrt wurde. „Gegen die weiterwirkende Diskriminierung haben sich Vertreterinnen und Vertreter von Sinti und Roma mit viel Mut und Zivilcourage gewehrt. Ihr Einsatz für eine Anerkennung als Verfolgte des NS-Regimes war von Ausdauer und großem Engagement geprägt“, erklärte Generalvikar Klingan. Dafür könne man ihnen „nur hohen Respekt zollen – das will ich hier und heute gerade als Vertreter der katholischen Kirche tun.“
 
Der Generalvikar räumte ein, dass es 1943 auch kirchlicherseits an Unterstützung für die Sinti und Roma mangelte, dass „an dem dunklen Tag der Deportation von Sinti und Roma aus München weite Teile der Münchner Stadtgesellschaft – auch in den Kirchen – den Hilferufen der Betroffenen nicht nachgekommen“ seien, „sie haben weggeschaut“. Mit Blick auf die Gegenwart wünschte der Generalvikar den in der ehemaligen Karmeliterkirche versammelten Vertreterinnen und Vertretern der Sinti und Roma: „Mögen Sie und alle, für die Sie stehen, im Jahre 2025 mit all seinen großen aktuellen politischen Herausforderungen in unserem Land Freiheit erleben, bleibend, ja das wünsche ich uns allen.“ (ck)