Marx: „Bilder aus Katastrophengebieten haben mir zugesetzt“

Erzbischof von München und Freising drückt seine Verbundenheit mit Opfern der Unwetterkatastrophe aus
München, 24. Juli 2021. Kardinal Reinhard Marx hat seine Verbundenheit und sein Mitgefühl mit allen Menschen ausgedrückt, die von der schweren Unwetterkatastrophe betroffen sind: „Immer wieder sind die Bilder aus den Katastrophengebieten Deutschlands erschreckend. Mir hat das besonders zugesetzt, weil ich die Orte fast alle kenne, die im Fernsehen auftauchen“, sagte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt beim Gedächtnisgottesdienst anlässlich des 45. Todestages seines Vorgängers Kardinal Julius Döpfner am Samstag, 24. Juli, im Münchner Liebfrauendom.
 
Marx wies darauf hin, dass es zur Prävention künftiger Katastrophen eines Lernprozesses bedürfe. Dabei zog er eine Parallele zur Kirche, für die ebenfalls wichtig sei, „die Augen aufzuhalten, das Herz wachzuhalten, das Evangelium ernst zu nehmen“, um zu erkennen, „was jetzt wirklich getan werden muss und welche Dinge und Verhaltensweisen nicht wirksam sind“. Das Ermöglichen von Veränderung sei oft „ein schmerzhafter, mühsamer Weg“, weil dabei auch „Entscheidungen gefällt werden, die vielleicht nicht allen gefallen“, so Marx. Zu schnell werde deshalb, „wenn die Bilder der Katastrophen vorübergezogen“ seien, „der Weg in die alten Bahnen gegangen“ und man suche den Weg, „der am wenigsten Unangenehmes bedeutet“.
 
Für die Kirche sei der Aspekt der Notwendigkeit des Lernens „auf den Punkt gebracht worden im Zweiten Vatikanischen Konzil“, erinnerte der Kardinal. Davor habe die Kirche in ihrem Selbstverständnis „gemeint, sie ist die Lehrerin“. Das Konzil habe laut Marx die Vorstellung einer „lernenden Kirche“ verdeutlicht: „Sie lernt auch aus der Geschichte, den Krisen, den Irrtümern, den Sünden.“ Kardinal Julius Döpfner, sei mit diesem Zweiten Vatikanum „engstens verbunden“. „Wir können ihn nicht verstehen ohne dieses Konzil und diesen Lernweg, den er selbst beschritten hat“, so Marx. Kardinal Döpfner sei daher ein „guter Wegbegleiter“ mit Blick auf den Pfad, „der nicht zu Ende ist, den wir weiter beschreiten“, betonte sein Amtsnachfolger. Die Fähigkeiten, „Schwierigkeiten auszuhalten“ und „Geduld“ würden auch nötig sein bei einem Synodalen Weg der ganzen Kirche, zu dem Papst Franziskus aufgerufen habe. Dabei könne „niemand einfach seine Meinung durchsetzen“, sondern es gelte, „das zu finden, was uns der Geist Gottes in dieser Zeitstunde sagen will“ und dies „in der Bereitschaft zu lernen und nicht stehen zu bleiben“.
 
Nach der Bischofsmesse zog Kardinal Marx mit dem Liturgischen Dienst in die Krypta zu den Gräbern seiner verstorbenen Amtsvorgänger, um dieser im Gebet zu gedenken. Kardinal Julius Döpfner, am 26. August 1913 im unterfränkischen Hausen (heute Stadtteil von Bad Kissingen) geboren, prägte das kirchliche Leben in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Er war Bischof von Würzburg, Bischof von Berlin und Erzbischof von München und Freising. Von 1965 bis zu seinem frühen Tod am 24. Juli 1976 saß er der Deutschen Bischofskonferenz vor, er war einer der vier Moderatoren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und Präsident der Würzburger Synode (1971-1975). Sein Wirken war motiviert von der Vision einer Kirche, die sich selbst ständig prüft, reformiert und erneuert („ecclesia semper reformanda“). In der Aufbruchstimmung vor und nach dem Zweiten Vatikanum war Döpfner auf den Ausgleich zwischen den divergierenden Richtungen innerhalb der katholischen Kirche bedacht. (hs)