Generalvikar Christoph Klingan gedenkt der ersten Deportation von Münchener Juden im Jahr 1941
München, 18. November 2025. Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, ruft dazu auf, „im Hier und Heute in Wort und Tat Stellung zu beziehen gegen jede Art von Antisemitismus, von Judenhass, von Ablehnung aufgrund von Herkunft oder Religion“. Bei der Gedenkveranstaltung am Dienstag, 18. November, zur Erinnerung an die erste Deportation der Jüdinnen und Juden aus München 1941 im Münchner Stadtteil Milbertshofen-Am Hart fordert er die Menschen dazu auf, sichtbar Position zu beziehen – „solidarisch mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Viel zu oft können sie nicht mehr angstfrei leben in unserer Stadt und in unserem Land. Und solidarisch mit allen Menschen, die rassistischen Vorurteilen und Verfolgungen in München ausgesetzt sind. Auf dass nicht eines Tages wir gefragt werden: Was habt ihr damals gewusst? Und was habt ihr damals getan?“ Zur Gedenkveranstaltung hatten die Gemeinschaft Sant’Egidio, die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) und die Stadt München eingeladen. Neben Generalvikar Klingan sprechen unter anderem Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Thomas Prieto Peral, evangelisch-lutherischer Regionalbischof im Kirchenkreis Schwaben und Altbayern, sowie Vertreterinnen und Vertreter der Stadt München und von Sant’Egidio.
In seinem Grußwort erinnert Generalvikar Klingan daran, wie Nationalsozialisten im November 1941 „die individuellen Lebensgeschichten von etwa eintausend Münchner Bürgerinnen und Bürgern jüdischer Herkunft durchkreuzt, aus blankem Hass ihre Deportation veranlasst, sie aus dieser Stadt und aus der von ihnen so definierten ‚Volksgemeinschaf‘ vertrieben“ hatten – und die „allermeisten Münchnerinnen und Münchner“ stumm geblieben seien. Solidarität mit den antisemitisch verfolgten Bürgerinnen und Bürgern, zumal öffentlich gezeigte, sei die große Ausnahme in der Stadtgesellschaft gewesen, so Klingan – „ein schuldhaftes Versäumnis, das leider auch auf die Kirchen, auch ganz explizit auf die Katholische, für die ich hier spreche, zutrifft“.
Das gemeinsame Gedenken an diesem Abend solle ein starkes Signal sein, betont der Generalvikar, „dass wir aus der Geschichte gelernt haben und die Deportationen der Jüdinnen und Juden aus München 1941 uns weiter zutiefst bewegt“. Das Gedenken sei nicht nur Erinnerung, sondern Auftrag für Gegenwart und Zukunft. „Nehmen wir ihn an. Als Christen, als Kirche stehen wir an der Seite unserer jüdischen Geschwister. Wir beten mit ihnen für die Opfer von Krieg und Gewalt, für Frieden und Gerechtigkeit.“ Zugleich sagte er kirchlicherseits zu, sich stets dafür einzusetzen, dass die Jüdinnen und Juden in München der Gegenwart in Sicherheit und Freiheit in der Stadtgemeinschaft leben könnten. „Wer das gefährdet, dem treten wir entschieden entgegen.“
Die Gedenkveranstaltung findet auf dem Vorplatz des Gymnasiums München-Nord sowie am Mahnmal für das Milbertshofener Judenlager in der Knorrstraße statt. In den frühen Morgenstunden des 20. Novembers 1941 fuhr vom Güterbahnhof Milbertshofen der erste Deportationszug mit 1000 Juden nach Osteuropa ab, darunter 130 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Wenige Tage später wurden die Menschen erschossen. (hor)