Wider die Gleichgültigkeit: Marx erinnert an Corona-Tote

Gedenkgottesdienst für Pandemie-Opfer im Münchner Liebfrauendom / Erzbischof von München und Freising mahnt „Kultur der Erinnerung“ an und bittet um Gebet für Verstorbene
München, 27. Februar 2021. Kardinal Reinhard Marx hat dazu aufgerufen, für die Verstorbenen der Corona-Pandemie zu beten. Er hoffe, „dass wir durch diese Krise auch merken, welche Kräfte in einer Gesellschaft sind, wenn die guten und die engagierten Menschen zusammenstehen – und dazu wollen wir als Christen gehören“, so der Erzbischof von München und Freising bei einem Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen der Pandemie am Samstagabend im Münchner Liebfrauendom. Der Gottesdienst war Teil einer Initiative des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE): In jedem Mitgliedsland werden an einem bestimmten Tag in der Fastenzeit Gedenkgottesdienste für die Toten der Pandemie gefeiert, in Deutschland war dies am Samstag, 27. Februar.
 
„Das ist ein wirklich belastendes Jahr“, so Marx. Die Corona-Krise sei eine starke Herausforderung für das Zusammenleben der Menschen und das persönliche Leben. „Wir spüren, dass es jetzt immer schwerer wird, das in guter Weise miteinander auszuhalten und zu gestalten“, so Marx. Es sei besonders wichtig, „auch in einer solchen Zeit nicht oberflächlich zu werden“. Marx erinnerte daran, dass Papst Franziskus seit Beginn seines Pontifikats immer wieder vor einer „Kultur der Gleichgültigkeit“ gewarnt hat. „Vergessen ist eine Form der Gleichgültigkeit“, so Marx. Deswegen sei es so wichtig, an die Toten zu erinnern. „An jedem Tag sterben alleine in unserem Land hunderte von Menschen an dieser neuartigen Krankheit, für die wir kein Heilmittel haben“, sagte Marx. Zwar gebe es einen Impfstoff, aber eben noch kein Heilmittel für die Erkrankten. „Da dürfen wir als Christen nicht eine Kultur der Gleichgültigkeit fördern, sondern eine Kultur der Erinnerung“, betonte der Erzbischof von München und Freising.
 
Der Erzbischof von München und Freising rief zur kraftvollen Erinnerung an die Verstorbenen auf. Kraftvolle Erinnerung sei auch das, was in der Eucharistie geschehe: „Erinnern! Das was geschehen ist, im Leben, Sterben, in der Auferweckung Jesu von Nazareth, lebendig gegenwärtig sein lassen.“ Darum gehe es auch, „wenn wir uns der Toten erinnern“, so Marx. Es gehe nicht um einen „nostalgischen Rückblick“, sondern das Erinnern geschehe „als Christen in der Erkenntnis, dass die Toten weiter mit uns gehen und in Christus geborgen sind, dass sie mitgehen und das ewige, das unzerstörbare Leben gefunden haben“.
 
Kardinal Marx hatte auch in seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit dazu aufgerufen, der Verstorbenen der Corona-Pandemie zu gedenken: „Erinnern wir noch einmal an ihre Namen! Beten wir noch einmal gemeinsam für sie im Rahmen eines Gottesdienstes.“ Die Erinnerung an die Toten der Jahre 2020 und 2021 empfinde er „als einen wichtigen Auftrag an uns als Kirche und für die ganze Gesellschaft“. Für viele sei es eine „besonders schmerzliche Erfahrung“ gewesen, dass Angehörige einsam gestorben seien und dass Begräbnisse nur in einem sehr kleinen Rahmen stattfinden konnten. „Ich möchte Sie ermutigen, sich darüber Gedanken zu machen, wie wir der Verstorbenen noch einmal gedenken können in der Gemeinschaft der Pfarrei oder des Dorfes oder der Stadt“, appellierte der Erzbischof in seinem Hirtenbrief an die Gläubigen und die Pfarreien. (glx)