100-jähriges Jubiläum mit Andacht und Feier in Schweizerberg begangen

„Aus Dankbarkeit entstand diese Kapelle“
Andacht Jubiläum Kapelle Schweizerberg
Seit 100 Jahren steht sie am Weg von Dettendorf nach Schweizerberg und grüßt hinunter ins Pfarrdorf Lampferding: die kleine Kapelle des Still-Bauern.

Die Geschichte der Andachtsstätte, die neben einer prächtigen jungen Linde steht, beginnt bereits 1914, also vor 107 Jahren. Damals schlug am 11. September ein Blitz in das „Still“-Anwesen ein und steckte den Bauernhof in Brand. Die herbeigeeilten Feuerwehren konnten zwar Mensch und Tier retten, die Gebäude aber waren verloren. Die damaligen Bauersleute Josef und Theresia Baumann, die Großeltern der heutigen Still-Austragsbäuerin Therese Krichbaumer, wohnten bis zum vollendeten Wiederaufbau ihres Hofes im gemauerten Schweinestall. Das alles passierte während des Ersten Weltkrieges. Als wieder einigermaßen Normalität in Schweizerberg einkehrte, wollten sich Josef und Theresia Baumann bei ihrem Herrgott und ihrer Fürsprecherin der Gottesmutter Maria in besonderer Weise bedanken. Sind sie doch leiblich unbeschadet durch Brandunglück und Krieg gekommen.

Sie errichteten daraufhin im Jahre 1921 unweit des Hofes auf ihrem Grundstück an der Wegabzweigung nach Bichl eine kleine gemauerte Kapelle. Ihr Nachbar unterhalb des Berges, der „Stocker“-Gütler Simon Brummer mauerte mit vielen kleinen Tuffsteinen eine Lourdesgrotte in die Dankesstätte. In das fertige Gebäude stellten die Stifter Figuren der „Lieben Frau von Lourdes“ und ihrer Seherin Bernadette. Die Weihe der Kapelle erfolgte am 08. Dezember 1921, also an Mariä Empfängnis, durch den Lampferdinger Kooperatoren Josef Altmann.

Eine Besonderheit aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges soll nicht unerwähnt bleiben. Ein feindlicher Tiefflieger beschoss nämlich das kleine Bauwerk auf dem Schweizerberg derart, dass kein Putz mehr an den Mauern war. Vermutlich nahm der Schütze an, es handle sich hier um ein militärisches Beobachtungsgebäude. Die Geschosse sollen immer noch im Gemäuer stecken, sind heute aber nicht mehr sichtbar.

Jetzt aber, 100 Jahre nach der Errichtung, konnte ein schönes Jubiläum in Schweizerberg gefeiert werden. Das Marienheiligtum wurde vom Still-Bauern Andreas Krichbaumer dazu renoviert und die Figuren von einer jungen Familie aus Dettendorf, die sich auf besondere Weise mit dem Kleinod verbunden fühlt, in den Originalfarben neu bemalt. Diakon Josef Hilger hielt vor dem kleinen Gotteshaus eine Andacht ab. Er stellte den Dank des Menschen in den Mittelpunkt seiner Ansprache: „Aus Dankbarkeit entstand diese Kapelle. Sie erinnert uns daran, dass es mehr gibt als alles Sichtbare oder Spürbare. Der dankbare Mensch, ist der glückliche Mensch.“ Fürbitten und eine Evangelienlesung durch Georg Gartner folgten.

Musikalisch begleiteten der Still-Sepp mit seiner Ziach und der Lampferdinger Kirchenchor mit Marienliedern die Andacht. Zum Schluss, als die Dämmerung einsetzte und der Schein der vielen Kerzen die Grotte ausleuchtete, sangen noch alle Anwesenden „Segne du, Maria“.

Eine Zusammenkunft vor dem Still-Anwesen beendete die kleine 100-Jahrfeier auf dem Schweizerberg.

Text und Foto: Thomas Stelzer