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Sammlungsgut (Einzelstücke aus nichtamtlicher Überlieferung)

Die umfangreiche Teilsammlung umfasst Pläne, die nicht im Zuge amtlicher Überlieferungsbildung, sondern als Sammlungsgut (zumeist über Schenkungen und Ankauf) ins Archiv des Erzbistums gelangten. Dabei handelt es sich meist um Einzelstücke, manchmal auch um kleinere zusammengehörige Planserien.

Die Pfarrei Waging<br/>Situationskarte, um 1700
Die Pfarrei Waging
Situationskarte, um 1700

Sogenannte Situationskarten von Pfarreien wurden zu verschiedenen Zeiten angefertigt, um (meist einer übergeordneten Stelle) einen Eindruck von der landschaftlichen Lage der Pfarrei sowie der einzelnen zugehörigen Ortschaften und Kirchen, von den Wegverhältnissen und den benachbarten Pfarreien zu vermitteln.
Der Entstehungszusammenhang der weder signierten noch datierten Darstellung der Pfarrei Waging (Landkreis Traunstein) ist heute nicht mehr bekannt, da die ansprechende, kolorierte Zeichnung erst 1990 vom Archiv des Erzbistums aus Privatbesitz erworben wurde. Der Entstehungszeitpunkt dürfte zwischen 1688/89, als der Turm seine dreifach gekuppelte Haube erhielt, und 1722/23, als der Chorbereich der Kirche kreuzförmig neu erbaut wurde, liegen.
Bei der Darstellung der Pfarrei, die damals zum Erzbistum Salzburg gehörte, liegt der Süden oben. Der Pfarrsprengel ist durch die Kolorierung und die sorgfältige Darstellung von Landschaft, Vegetation und Straßen von der Umgebung abgesetzt. Im Zentrum steht – überproportional groß – die Pfarrkirche St. Martin, umgeben vom ummauerten Friedhof und den schematisch dargestellten Häusern des Ortes.
Von den übrigen Siedlungen im Pfarrgebiet sind vor allem die Orte mit Filialkirchen (Burg, Egerdach, Gaden, St. Koloman, St. Leonhard am Wonneberg, Taching, Tengling) namentlich gekennzeichnet.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung PLS20129

Das Zisterzienserkloster Fürstenfeld<br/>Ansicht, um 1760
Das Zisterzienserkloster Fürstenfeld
Ansicht, um 1760

Das 1263 vom bayerischen Herzog Ludwig II. dem Strengen (regierend 1253-1294) gegründete Zisterzienserkloster Fürstenfeld erfuhr in der Barockzeit eine umfassende bauliche Neugestaltung.
Da Abt Martin Dallmayr (regierend 1640-1690) nach dem Dreißigjährigen Krieg die Klosterfinanzen saniert hatte, konnte sein Nachfolger Balduin Helm (regierend 1690-1705) 1691 den Neubau der Klostergebäude beginnen. Er wurde dabei nachhaltig unterstützt vom bayerischen Kurfürsten Max Emanuel (regierend 1679-1726), der für das Hauskloster seiner Familie eine Verbindung von Kloster und Schloss wünschte. So entsprach die von Hofbaumeister Giovanni Antonio Viscardi (1645-1713) geplante Anlage auch nicht mehr dem ursprünglichen Ordensideal der Schlichtheit, sondern war geprägt von höfischer Prachtentfaltung. Die Klostertrakte waren 1703 vollendet; Neubau und Ausstattung der 1700 begonnenen barocken Klosterkirche zogen sich bis 1766 hin.
Die repräsentative Ansicht zeigt von Norden her die gesamte Klosteranlage mit Kirche, Konvent- und Wirtschaftsgebäuden sowie den Gartenanlagen und Kanälen. Sie orientiert sich genau am tatsächlichen Bestand und dokumentiert damit auch Abweichungen von der ursprünglichen Planung Viscardis.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung PLS50002

Ein neuer Kirchturm für die Pfarrkirche Albaching<br/>Plan von Mathias Rösler, 1811
Ein neuer Kirchturm für die Pfarrkirche Albaching
Plan von Mathias Rösler, 1811

Die heutige frühklassizistische Pfarrkirche St. Nikolaus in Albaching (Landkreis Rosenheim) entstand 1790 unter Einbeziehung der Umfassungsmauern des gotischen Chorraums und weiterer Teile des kleineren Vorgängerbaus nach einem Entwurf von Mathias Rösler, Maurermeister in Erding. Als der ebenfalls beibehaltene alte Westturm 1798 durch Blitzschlag beschädigt wurde, musste auch er erneuert werden.
Dazu zeichnete 1811 Johann Sonner, Zimmerer-Polier in Kaidach (Landgericht Wasserburg, heute Landkreis Erding) einen Plan „nach neuester Architectur“. Demnach hätte der neue Turmaufbau vier Dreiecksgiebel und einen achteckigen Helm nach klassizistischem Geschmack erhalten. Die Konstruktion von Helm und Glockenstuhl ist mit besonderer Sorgfalt dargestellt.
Die Finanzierung des Unternehmens gestaltete sich schwierig und konnte nur durch Spenden der Pfarrangehörigen aufgebracht werden. Ausgeführt wurde 1812 durch den Haager Maurermeister Matthias Egger (1760-1819) eine niedrige geschweifte Turmhaube mit Laternenabschluss. Diese deutlich weniger aufwändige Planung war maßgeblich beeinflusst vom Architekten Gustav Vorherr (1778-1847), damals Kreisbauinspektor bei der Regierung des Isarkreises, später einer der einflussreichsten Baubeamten des Königreichs Bayern.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung PLS30001