Bahnhofsmessen Münchner HBF

Die Bahnhofsmessen

Stellen Sie sich vor, Sie haben die Nacht in München durchgefeiert und kommen am frühen Morgen am Hauptbahnhof München an. Es ist 4.50 Uhr. Ihr Zug nach Garmisch geht um 5.28 Uhr. Da es in Strömen regnet und draußen frisch ist, gehen sie in die alte Schalterhalle am Starnberger Bahnhof.

Wäre es nicht ein Sonntag in unserer Zeit, sondern in den Jahren nach 1925, würden Ihnen jetzt Scharen von Gottesdienstbesuchern aus der Bahnhofshalle entgegenkommen.

Übrigens war das nicht die erste Messe am Sonntag. Um 3.20 Uhr zelebrierte Pater Rupert Mayer bereits in aller Früh am Hauptbahnhof München.
 
Ja, das war eine ganz andere Zeit damals. Und Pater Rupert Mayer hatte seine Hand am Puls der Zeit. Denn in München gab es eine große Zahl an Sonntagsausflüglern. Sie brachen in aller Früh ins Umland auf.
 
Sonntagsmessen am Münchner Hauptbahnhof, Nachkriegszeit
Hinzu kamen Ungezähltem, die auch am „Tag des Herrn“ schon in aller Frühe arbeiten mussten. Seelsorger Rupert Mayer wollte auch diesen Mitbürgern die Möglichkeiten geben, ihrer Sonntagspflicht nachzukommen, die damals noch sehr ernst genommen wurde.
So führte er die Frühgottesdienste am Hauptbahnhof München ein. Vorabendgottesdienste gab es 1925 noch nicht.
Die ersten beiden um 3.20 Uhr und 4.05 Uhr hielt Pater Rupert Mayer selbst. Die weiteren Gottesdienste am Morgen zelebrierten Ordensgeistliche und Weltpriester.

Diese Gottesdienste am Hauptbahnhof wurden begeistert aufgenommen. 1925 zählte man 13.000 Teilnehmer:innen. In den 1930er-Jahren stieg die Zahl auf 70.000 an.  

Während des Krieges wurden die Frühmessen zeitweise unterbrochen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg nahm man die Messen wieder auf.

Ausführlich in Wilhelm Sandfuchs, in Christenleben im Wandel der Zeit, Zweiter Band, Hrsg. Georg Schwaiger, München 1987, S. 311Abbildungen: Stuttgarter Illustrierte, Ausgabe vom 31.12.1950, Landesarchiv Baden-Württemberg
Pater Rupert Mayer bei der Frühmesse am Münchner Hauptbahnhof
Pater Rupert Mayer bei einer Frühmesse am Münchner Hauptbahnhof
(Foto: Archiv der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten (APECESJ), Abt. 800, 823)