Großeltern bleiben, wenn Eltern sich trennen Was Oma und Opa tun können, um nach einer Trennung weiterhin für ihre Enkel da zu sein

Wenn Eltern sich trennen, leiden vor allem ihre Kinder. Aber auch die Großeltern sind mitbetroffen – und können sich gleichzeitig als sicherer Hafen in stürmischen Zeiten bewähren.
Großvater und Enkel angeln
Bei einer Trennung gilt: Eltern bleiben Eltern. Und Großeltern bleiben Großeltern.
Dass Eltern auseinandergehen, wünscht sich niemand. Allen Beteiligten, sogar manchen, die selbst den Entschluss dazu fassten, hinterlässt die Trennung Trauer, oft auch Fragen nach eigener Schuld: ,,Hätte ich das verhindern können?" – ,,Was habe ich bloß falsch gemacht?" Auch Großeltern stellen sich solche Fragen - und viele andere, teils ganz praktische, die um das weitere Zusammenleben mit ihren (Schwieger-)Kindern und Enkeln kreisen.

Wenn Eltern sich trennen, gerät das Familiengefüge in eine Schieflage. Eine neue Balance zu finden, geht nur über Ausprobieren, Um- und Irrwege; das erfordert Geduld und Fehlerfreundlichkeit. Eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder fördern getrennte Paare am nachhaltigsten, wenn sie als Eltern weiterhin kooperieren oder zumindest dem Kind den Kontakt zu Mutter und Vater erhalten und ihm zugestehen, beide zu lieben. Vielen Paaren gelingt das trotz aller Schwierigkeiten miteinander; die allermeisten trennen sich nicht leichtfertig, sondern sind sich bewusst, dass sie ihren Kindern Schweres zumuten. Sie übernehmen Verantwortung und gestalten ihre Zukunft gemeinsam. Wie viel sie dafür auf sich nehmen, wird oft übersehen. Großeltern, die das wahrnehmen und die Leistung der getrennten Eltern ausdrücklich anerkennen, stärken und stützen sie damit und tragen so dazu bei, dass es auch den Enkelkindern gut geht.

Den Verlust gemeinsam aushalten

Vor allem Großeltern, die vorher nichts von den Problemen in der ,,jungen" Familie ahnten, geraten auch selbst in einen Strudel der Gefühle. Dann liegt es nahe, mit Unverständnis, ,,guten" Ratschlägen oder gar Vorwürfen zu reagieren. Doch auch erwachsene Kinder wünschen sich Respekt und Wertschätzung von ihren Eltern, gerade bei derart einschneidenden Veränderungen. Gut deshalb, wenn die (Schwieger-)Eltern die Traurigkeit über den Verlust des Lebensentwurfes mit ihnen aushalten, nichts schönreden, aber auch keine Katastrophe herbeireden und ihnen das Zutrauen signalisieren, dass sie trotzdem noch gute Väter und Mütter sein können. Zudem sind viele getrennte Eltern mehr als zuvor auf ganz praktische Entlastungen angewiesen: Großeltern, die ihre Enkel vom Kindergarten abholen, für warmes Essen sorgen und bei Krankheiten pflegen. Viele unterstützen die jungen Familien auch finanziell. Gerade nach einer Trennung kann diese Solidarität Eltern das Leben erleichtern und für mehr Stabilität sorgen.

Bei all dem muss klar sein: Die Verantwortung bleibt bei den Eltern, ihre Elternschaft steht nicht in Frage. ,,Geheime Bündnisse" von Großeltern und Enkeln gegen Vater und/oder Mutter helfen niemandem.

Genauso wie ,,Eltern bleiben Eltern" gilt bei einer Trennung auch: Großeltern bleiben Großeltern. Für viele Kinder werden sie jetzt sogar noch wichtiger. Während der Halt und die Sicherheit bei ihren Eltern wegzubrechen drohen, können die Großeltern sich als ,,ruhender Pol" erweisen; ihr verlässliches Dasein hält ein wichtiges Stück Familienleben stabil. Bei Oma und Opa steht die Keksdose noch am gewohnten Platz und, wichtiger: Hier können die Enkel auftanken, über Belastendes reden oder auch schweigen. Oft fällt es ihnen leichter, den Großeltern ihre Gefühle zu zeigen; denn sie spüren, dass Mama und Papa mit den eigenen Gefühlen und Gedanken um die Zukunft ,,zu" sind. Möglich auch, dass Kinder ihrerseits auf die Trennung der Eltern mit ,,Problemverhalten" wie Rückzug oder Aggressivität reagieren; das zeigt ihre Betroffenheit und ist ,,normal". Genauso wie der Wunsch der Großeltern, unverschuldetes Leiden ihrer Enkel irgendwie wieder gutzumachen. Trotzdem bleiben Grenzen, verständnisvoll gehandhabt, wichtig; nicht jedes Verhalten kann geduldet werden. Entscheidend ist, dass die Kinder bei den Großeltern neben Orientierung auch Liebe, Anerkennung, Sicherheit und Freiräume zur Entwicklung von Autonomie finden und das Gefühl haben: ,,Ich bin geliebt und als Person in Ordnung."

Der Weg zu den Enkeln führt nur über das eigene Kind und das Schwiegerkind

Tatsächlich kommt es vor, dass Eltern nicht nur ihre Ex-Partner, sondern auch die Großeltern der anderen ,,Partei" zu unerwünschten Personen für ihre Kinder erklären und jeden Kontakt hintertreiben; die Gefahr ist umso größer, je heftiger der ,,Rosenkrieg" tobt. Allerdings bleiben solche Dramen eher die Ausnahme. Womit Großeltern aber rechnen müssen: Oft erschweren praktische Gründe die weiteren Kontakte, etwa ein Umzug der Mutter von Berufs wegen. Vielleicht bieten längere Besuche in den Ferien dann einen Ersatz für die fehlenden alltäglichen Kontakte; auch die modernen Medien (wie Skype) helfen ebenso wie die klassischen (Briefe und Päckchen), die Beziehung lebendig zu halten.

Und auch das muss Großeltern klar sein: Der Weg zu den Enkeln führt nur über das eigene Kind und das Schwiegerkind. Die Eltern entscheiden weitgehend, wie oft die Großeltern und Enkel sich sehen. Und die Einwilligung zu regelmäßigen Kontakten fällt Vätern und Müttern umso leichter, je weniger sie Sorge haben müssen, dass die (Schwieger-) Eltern die Enkelkinder unerwünscht beeinflussen.

Es liegt also im Interesse der Großeltern, nicht nur mit dem eigenen, sondern auch mit dem Schwiegerkind in gutem Kontakt zu bleiben. Wenn die beiden unerbittlich streiten, kann sich das als Hochseilakt erweisen: Empfindet das eigene Kind es womöglich als ,,Verrat", wenn seine Eltern mit der ,,Gegenseite" reden? Dann könnten selbst gut gemeinte Bemühungen den Konflikt sogar noch anheizen.

Den Großeltern bleibt nur: einfach da sein, zuhören, verstehen wollen, aber keine ungefragten Ratschläge oder Lösungen vorlegen und schon gar nicht schlecht über die andere ,,Partei" reden. Wenn sie sich selbst überfordert fühlen und/oder den Eindruck haben, dass das „junge" Paar alleine aus seinem Zwist nicht herausfindet, lieber Mut zu einer Beratung oder Mediation haben. Aber bitte nichts ohne Absprache hinter dem Rücken des eigenen Kindes tun – das würde das Risiko zu scheitern vervielfachen.

Gedanken ordnen und neue Blickwinkel entdecken

Wer andere stärken will, muss auch gut für sich selbst sorgen. Das heißt vor allem: jemanden suchen, mit dem ich über mein Chaos der Gefühle sprechen kann. Das erfordert oft Mut, weil die Trennung der eigenen Kinder Gefühle von Versagen und Schuld weckt und Scham hervorruft. Erste Adressen als Gesprächspartner sind eine gute Freundin, ein guter Freund, ein Seelsorger, dem ich vertraue und Verständnis für krisenhafte Situationen zutraue, eventuell auch eine Beratungsstelle, aber nicht das betroffene Paar selbst, das zu sehr mit den eigenen Gefühlen belastet ist. Wer auch immer: Jemand, der respektvoll und neugierig zuhört, hilft Gedanken und Gefühle zu ordnen, neue Blickwinkel zu entdecken und Vertrauen in eine gute Zukunft zu entwickeln. Das bedeutet aber nicht: die Getrennten wieder zusammenzubringen – das liegt nicht in der Macht von (Groß-) Eltern.

Und auch das tut in diesem Umbruch (nicht nur) Großeltern gut: Spaß und Leichtigkeit haben, Neues erleben, spielen, singen, kochen... und so ab und zu mal eine problemfreie Zone schaffen.

Tröstlich ist: Wie in jeder Krise gibt es auch nach einer Trennung Hoffnungsschimmer. Danach lohnt sich Ausschau zu halten: wo sich getrennte Paare als gute Mutter oder guter Vater erweisen, wo die Enkel Lebensfreude und stabile Beziehungen entwickeln, wo sich Enttäuschung und Wut verändern und die Hoffnung wächst, dass es zwar nicht wieder wie früher, aber gut wird. Das wahrzunehmen und den Betroffenen zurückzumelden, stärkt sie auf ihrem Weg und hilft den Großeltern selbst, mit Vertrauen in die Zukunft zu blicken.

 
Gertrud Ganser arbeitet als Diözesanreferentin für Alleinerziehendenpastoral in Köln und freiberuflich als systemische Beraterin und Supervisorin.

Großeltern bleiben nach Trennung

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