Korbinian von Freising

Ein Heiliger des Mittelalters

Lebensgeschichte

Korbinian wurde um 680 in Arpajon im heutigen Bistum Évry in Frankreich geboren. Sein Vater hieß Waltekis - er starb kurz vor der Geburt seines Sohnes - seine Mutter Corbiniana. Bereits in seiner Jugend wandte sich Korbinian dem religiösen Leben zu, las die heiligen Schriften und vertiefte sich in die Psalmen. Ganze Nächte blieb er wach und betete, tagsüber erwies er den Armen und Pilgern, die durch das Land zogen, seine Gastfreundschaft.
Später zog sich Korbinian mehr und mehr zurück, verzichtete auf jeden Besitz und ließ sich von seinen Dienern mit dem Nötigsten versorgen. Bald verbreitete sich der Ruf des Gottesmannes in der ganzen Umgebung und viele folgten seinem Beispiel. Immer mehr Menschen suchten ihn auf, um ihn um Rat zu fragen.
Je länger Korbinian in Einsamkeit verweilte, um so bekannter wurde er. Bald bekam er Besuch von Adeligen, die ihn reich beschenkten und ihn baten, für sie zu beten. Allmählich ängstigten ihn die zahlreichen Besucher und voll Sorge sah er, wie die notwendige Stille verloren ging.
Korbinian beschloss deshalb um 710, nach Rom zu pilgern, um dem Papst seine Sorgen anzuvertrauen und sich unter den Schutz des Apostelfürsten Petrus zu stellen. In Rom wurde Korbinian zum Priester und zum Bischof geweiht und erhielt den Hirtenstab. Er übernahm das Amt nur schweren Herzens und kehrte kurz darauf in seine gallische Heimat zurück.
Um 714 führte Korbinian seine zweite Pilgerreise nach Rom durch Bayern, wo ihn der Herzog gerne als Bischof behalten hätte. Nach seiner Rückkehr aus Rom ließ sich Korbinian tatsächlich in Freising nieder. Er begann eine wirkungsvolle Missionsarbeit in ganz Bayern. Er gründete eine Kirche, die er dem heiligen Stephan weihte, der Beginn der später berühmten Abtei Weihenstephan. Der Ruf Korbinians und das Verhältnis zu Bayerns Herzog Grimoald waren gut, bis er diesem seine unrechtmäßige Ehe mit einer Blutsverwandten vorwarf. Er floh vor den Racheplänen der Herzogin nach Südtirol in das Kloster Kains bei Meran, das er einige Jahre zuvor bei seiner Rückreise von Rom gegründet hatte.
Nach dem Tod Herzog Grimoalds holte ihn dessen Nachfolger Hugibert zwei Jahre später nach Freising zurück, wo er begeistert empfangen wurde. Kurze Zeit später starb Korbinian, vermutlich um 728. Auf eigenen Wunsch wurde er in Kains beigesetzt. Der spätere Freisinger Bischof Arbeo ließ den Leichnam 765 nach Freising überführen.
Das Leben des heiligen Korbinian ist auf insgesamt 20 Fresken im Freisinger Dom dargestellt.

Legende

Auf seiner zweiten Reise nach Rom legte sich Korbinian mit seinen Begleitern im Gebiet der Breonen zur Nachtruhe nieder. Als alle schliefen schlich sich ein Bär heran und riss das Pferd, welches die Lasten der Reisegruppe trug. Bei Tagesanbruch erwachten die Reisenden und sahen den Bär, der immer noch an seiner Beute zerrte. Korbinian ermutigte darauf seinen treuen Gefolgsmann Anseric, den Bären mit der Peitsche zu bestrafen, ihm einen Sattel aufzulegen und mit den Lasten des toten Pferdes zu beladen. Der Diener zögerte nicht und schlug das Tier mit der Peitsche. Anschließend nahm er das Gepäck und lud es ihm auf. Der Bär folgte ihnen willig, bis sie Rom erreichten. Dort entließ ihn der Heilige, und er trollte sich.

Patron des Erzbistums München und Freising
Eingerichtet zwischen 1818 und 1821

Die Jugendkorbinianswallfahrt
1942 machten sich vier junge Frauen um 12 Uhr nachts, um einem möglichen Fliegeralarm zu entgehen, auf den Weg von München nach Freising. In der Absicht, die Diözesanjugend überhaupt zur verstärkten Mitfeier des Korbiniansfestes anzuregen, wurde den teilnehmenden Jugendlichen diesmal der Platz im Presbyterium eingeräumt, der kriegsbedingt nicht mehr ausreichend von den Alumnen des Priesterseminars besetzt war. Die Jugend musste beim Gottesdienst gut vertreten gewesen sein, denn die Chronik des Erzbischöflichen Jugendamtes erzählt, dass der Kardinal 35 Minuten lang die Kommunion an die jungen Leute austeilte.
1943 waren es 17 Wallfahrer aus der ganzen Erzdiözese, die Rosenkranz betend durch die Nacht nach Freising zogen. Zum ersten Mal ist die Rede vom »Korbiniansfest der Jugend«. Ansatzweise wurde die Jugend auch in die Gestaltung der Liturgie miteinbezogen und berücksichtigt etwa durch den Vortrag von Gesängen, Fürbitten und das Tragen einer eigenen Prozessionsstange.
Nach dem Krieg nahm Jugendkorbinian einen rasanten Aufschwung, allerdings mit einem gewissen Makel. Entgegen der ursprünglichen Absicht und trotz des ausdrücklichen Wunsches der Jugend nach einem Fest der ganzen Diözesangemeinschaft, blieben in der Folgezeit die Erwachsenen mehr und mehr weg. Der Gestaltung des ganzen Tages, nicht nur des Gottesdienstes, wird große Aufmerksamkeit gewidmet. Das Fest war inzwischen vom jeweiligen Werktag auf den darauffolgenden Sonntag verlegt worden.
Seit 1969 steht Jugendkorbinian unter einem Leitthema. Durch Diskussionsforen und Arbeitskreise bekommt die inhaltliche Auseinandersetzung mit Jugendlichen einen zeitgemäßeren Stellenwert. Dadurch verändert sich der Charakter der Wallfahrt in Richtung eines Katholiken- oder Kirchentages. Die ganze Stadt Freising wird einbezogen mit Veranstaltungsorten und Verpflegungsplätzen, ebenso die evangelische Schwesterkirche.
Im Erzbistum München und Freising wird der Festtag des Heiligen Korbinian mit zwei Wallfahrten begangen. An Jugendkorbinian pilgern mehrere tausen Jugendliche zum Domberg, eine Woche später wird an gleicher Stelle das Korbiniansfest gefeiert.
Korbinian von Freising
Bild Das Bärenwunder
Im spätgotischen bischöflichen Ornat überquert Korbinian die Alpen. Auf seinen Segen hin wird der wilde Bär zahm, der das Lasttier des zum Papst nach Rom Reisenden gerissen hat. Er lässt sich nun das Gepäck aufladen und trägt es zur Buße für den Heiligen nach Rom. Damit wird die Überwindung von Gewalt als Aufgabe der Kirche angedeutet.
Weihenstephaner Altar von Jan Polack, 1489, Öl auf Nadelholz, Diözesanmuseum Freising. (kp)

Literatur:
* Peter Pfister: Ein Segen für das Land, München 1999. - 128 S.
ISBN 3-920821-12-2, Preis: 13,00 €;
* Peter Pfister: Freising in Europa, München 2005. Preis: 49,90 €;