Der Traum vom Zuhause Das KMFV-Flexiheim in der Münchner Wotanstraße unterstützt Obdachlose

Am 11. September ist der Tag der Wohnungslosen. Auch in München sind tausende Menschen obdachlos. Das Flexiheim des Katholischen Männerfürsorgevereins in der Wotanstraße hilft Betroffenen und legt dabei besonderes Augenmerk auf Kinder und Familien.
 
Eingang des Flexiheims in der Münchner Wotanstraße
„Nur Zuhause ist der Mensch ganz“. Dieses Zitat des deutschen Lyrikers Emanuel Geibel beschreibt das Gefühl in den eigenen vier Wänden wohl sehr gut.

Doch was, wenn man diese plötzlich verlassen muss? Wenn man aufgrund von Eigenbedarf, Mieterhöhung oder sonstigen Gründen raus muss aus seiner Wohnung?
 
Eine schreckliche Vorstellung, die aber für viele Menschen traurige Realität ist. Offiziellen Zahlen der Stadt München folge gibt es aktuell rund 7.600 wohnungslose Menschen in München. Davon sind 1.700 minderjährige Kinder.
 
Doch auf der Straße landen muss deswegen niemand. Die Kommune ist in solchen Fällen verpflichtet, für eine Unterbringung zu sorgen. Laut der bayerischen Gemeindeordnung ist die Stadt in Fällen plötzlich auftretender Obdachlosigkeit verpflichtet, diese zu beseitigen.
Schild an Türe im Flexiwohnheim in der Münchner Wotanstraße
Angebote für Kinder gehören zum Konzept
Die Stadt München arbeitet hier mit verschiedenen Partnern zusammen, zum Beispiel mit dem Katholischen Männerfürsorgeverein. Dieser betreibt und betreut unter anderem das Flexiheim in der Wotanstraße. Hier wohnen vor allem Familien mit Kindern. Und Kinder sind hier auch die größte Gruppe: 142 Minderjährige leben hier aktuell, dazu noch die Eltern und einige volljährige Kinder. Das Heim ist fast voll belegt mit insgesamt 250 Bewohnerinnen und Bewohnern. Das Team des KMFV hilft ihnen – bei ganz unterschiedlichen Themen.
 
„Wohnen ist etwas so Elementares für den Menschen, da geht es um Privatsphäre und Sicherheit. Wenn das fehlt, schafft das wahnsinnig viel Unsicherheit und erschwert die Lösung anderer Dinge nochmals immens“, sagt Julian Bodesheim, Leiter des Flexiheims in der Wotanstraße.

Klienten fehlt nicht nur eine Wohnung
 
Der Katholische Männerfürsorgeverein ist mit einem großen Team aus Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen im Haus aktiv. Sie versuchen den Familien durch verschiedenste Angebote eine Perspektive zu ermöglichen. Sie helfen natürlich vorrangig bei der Suche nach neuem, eigenem Wohnraum und beraten und unterstützen die Eltern bei anderen Themen wie Weiterbildung oder Jobsuche. Aber da auch viele Kinder im Haus leben, gehören Angebote wie Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe, Nachmittagsangebote und Ausflüge in den Ferien fest zum Konzept des Hauses dazu.
„Die Klienten würden alle sagen: Mein Problem ist die Wohnung“, sagt Lisa Büscher, Erzieherin im Felxiheim. Aber da sind noch weitere Schwierigkeiten: „Sprachprobleme sind ein großes Thema, aber auch oft viel zu wenig Struktur. Da fehlt es am strukturierten Tagesablauf oder auch einfach daran, seine Themen organisiert und strukturiert zu bekommen“. Das Team kämpft also an vielen Fronten gleichzeitig.
 
Privatsphäre - ein unerfüllter Traum
 
Wenn man auf das Flexiheim zukommt, ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, dass hier fast 250 Menschen ein Zuhause auf Zeit gefunden haben. Äußerlich wirkt der Bau immer noch, wie das, was er mal war: Ein etwas unscheinbares Bürogebäude. Nach jahrelangem Leerstand wurde er bis 2019 umgebaut und zu Wohnzwecken umgewidmet. Der Eingangsbereich kommt bunt und freundlich daher. Im Inneren wird dann aber schnell klar: Es ist kein permanentes Zuhause, sondern nur eine Zwischenlösung.
Spielplatz am Flexiheim in der Münchner Wotanstraße
Spielplatz am Flexiheim
„Die Wohnungen sind für normale Wohnstandards eigentlich zu klein, es ist einfach ein Notunterbringungsstandard. Acht Personen, die auf knapp 80 bis 85 Quadratmetern wohnen, das ist natürlich schon sehr beengt. Und da wünschen sich die meisten Familien natürlich eine Verbesserung – im eigenen Wohnraum“, so Bodesheim.
 
Drei Jungs aus der Wotanstraße sprechen ihre Träume und Wünsche aus. Sivan, und Sivar, zwei Brüder, wünschen sich ein eigenes Haus mit großem Garten für die ganze Familie. Und ihr Freund Salman sagt: „Ich hätte gerne ein eigenes Zimmer und einen Swimmingpool.“
 
Privatsphäre, Ruhe, die eigenen vier Wände. Für viele Bewohnerinnen und Bewohner liegt dieser Traum noch in weiter Ferne. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hier liegt bei eineinhalb bis zwei Jahren. Und der Wohnungsmarkt in München zeigt aktuell noch keine Tendenzen, dass sich diese Zahlen so schnell ändern werden.
 
Text: Andrea Linder, Freie Autorin beim St. Michaelsbund, September 2022
 

Katholischer Männerfürsorgeverein München e.V.
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Der Verein ist Träger von Einrichtungen und Diensten für wohnungslose Menschen.