App statt Pille? Nur selten verläss­lich Artikel aus Stiftung Warentest - 09/2023

Ein paar Kreuzchen im Kalender: Monat für Monat markieren sich viele Frauen die Tage, an denen sie ihre Regel­blutung haben. Statt zu Zettel und Stift greifen immer mehr zu Smartphone und App. Sie setzen ihre Kreuzchen in digitale Regelkalender und Eisprung­rechner, einige geben zudem Tag für Tag ihre Körpertemperatur ein. Die Programme dokumentieren dann den aktuellen Zyklus, treffen oft auch Vorher­sagen zu künftigen Monats­blutungen und frucht­baren Tagen.
Manche Frauen nutzen eine solche Perioden-App zur Verhütung, wollen etwa auf die Pille verzichten. Andere möchten umge­kehrt ihre Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen. Aber: Viele der digitalen Helfer sind unzu­verlässig, zeigt die Unter­suchung der Stiftung Warentest von 21 Zyklus-Apps. Keines der Programme ist gut. Nur fünf sind mit gewissen Einschränkungen zu empfehlen. Fünf weitere sind ausreichend, elf sogar mangelhaft. 

Teils falsche Voraus­sagen zu Eisprung und Periode
Viele Apps im Test bestimmen künftige Perioden und frucht­bare Tage nach der Kalender­methode. Etwa so, als hätten sämtliche Frauen pünkt­lich alle 28 Tage ihre Monats­blutung und genau dazwischen, an Tag 14, ihren Eisprung. Das ist höchst unzu­verlässig – genau wie Voraus­berechnungen aus Mittel­werten vergangener Zyklen.
Hingegen arbeiten die besten Zyklus-Apps in unserem Test nach einer soliden Methode. Dazu messen Frauen täglich morgens vor dem Aufstehen ihre Körpertemperatur, da diese rund um den Eisprung leicht ansteigt. Zusätzlich beob­achten sie ihren Zervix­schleim, der im Gebärmutterhals entsteht und sich im Laufe des Zyklus verändert. Zusammen können diese Para­meter zuver­lässig die frucht­baren Tage bestimmen

LadyCycle, myNFP und Ovolution sind die einzigen 3 Apps, die bei der Bestimmung der fruchtbaren Tage gut oder befriedigend abgeschnitten haben. Alle anderen bestimmen maximal ausreichend oder sogar mangelhaft.

Ausführliche Informationen sowie die konkreten Testergebnisse unter
Zyklus-Apps im Test: App statt Pille? Nur selten verlässlich | Stiftung Warentest
 
 

1. Zyklus-App-Test von Stiftung Warentest aus dem Jahr 2017:

Die Auswahl an Zyklus-Apps ist groß – aber sind sie auch zuverlässig? Die Stiftung Warentest hat 23 Apps wie Clue, Flo, Lady Cycle und MyNFP geprüft. Das Ergebnis ist ernüchternd, nur wenige Apps sind gut. Das Problem: Die meisten bestimmen die fruchtbaren Tage und die Regelblutung nicht zuverlässig.

Fünf, sechs Kreuzchen im Kalender – Monat für Monat markieren sich viele Frauen die Tage, an denen sie ihre Regelblutung haben. Statt zu Stift und Papier greifen immer mehr zu Smartphone und Zyklus-App. Sie setzen ihre Häkchen in digitale Kalenderblätter. Während Papier geduldig ist, fangen die Apps an zu rechnen – sie bestimmen für ihre Anwenderinnen, wann der nächste Eisprung stattfinden oder die nächste Periode einsetzen soll. Doch ist darauf wirklich Verlass? Können Paare, die zuverlässig verhüten oder aber ein Kind zeugen möchten, die Programme für ihre Zwecke nutzen? Die Stiftung Warentest wollte es wissen und hat 23 Zyklus-Apps untersucht – 12 für das Betriebssystem Android und 11 für iOS.
 
Die Masse ist mangelhaft

Nur drei Apps erhalten die Gesamtnote gut: MyNFP für beide Betriebssysteme und Lady Cycle für Android. Der Großteil schneidet mangelhaft ab. Das Problem: Viele Apps ermitteln den Eisprung und das Einsetzen der Periode rein mathematisch, zum Teil Monate im Voraus. Sie greifen nur auf bereits vorhandene Kalenderdaten aus früheren Zyklen der Frau zurück oder ziehen statistische Daten anderer Anwenderinnen heran. Im Ergebnis liefern sie reine Durchschnittswerte, zeigen fruchtbare Tage und Regelblutung so im Zweifel in einem falschen Zeitraum an. Wer sich darauf verlässt, könnte eine lebensverändernde Überraschung erleben. Denn: Die Zykluslänge kann ohne weiteres zwischen 25 und 35 Tagen schwanken. Auf reine Durchschnittswerte ist demnach keinerlei Verlass.
 
Gute Apps sind keine Selbstläufer
Die drei guten Apps im Test funktionieren anders: Sie nutzen die sympto-thermale Methode der Arbeitsgruppe NFP, kurz für natürliche Familienplanung, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt. Die Methode geht so: Die Frau misst morgens ihre Körpertemperatur vor dem Aufstehen, Basaltemperatur genannt. Kurz vor oder nach dem Eisprung steigt die Temperatur leicht an. Zusätzlich beobachtet sie ihren Zervixschleim, der im Gebärmutterhals gebildet wird. Menge und Beschaffenheit des Schleims verändern sich im Zyklusverlauf – um den Eisprung ist er flüssig und klar, nun könnte ein Kind gezeugt werden. Später wird er wieder weniger, zäh und versperrt den Spermien den Zugang zur Gebärmutter. Temperatur- und Schleimveränderungen zeigen das Ende der fruchtbaren Phase an. Erlernen lässt sich das alles mithilfe von Literatur und NFP-Beratern, die bundesweit Schulungen anbieten. Die Methode erfordert Zuverlässigkeit und ist erprobt. Eine sehr gute Gesamtnote vergeben die Tester für die Apps, die sie zugrund legen, dennoch nicht. Der Grund: Aussagekräftige Studien mit App-Nutzerinnen liegen bisher nicht vor.
 
Intimsphäre nicht gewahrt
Ein weiterer Kritikpunkt: Viele Apps fragen unnötige private Informationen ab – wie den echten Namen der Anwenderin, das Geburtsdatum oder überflüssige Angaben zur Gesundheit. Neun Apps übertragen Daten, mit denen sich die Anwenderin verfolgen lässt, etwa die Smartphone-Geräteidentifikationsnummer. So kann etwa Werbung gezielt geschaltet werden, die bei der Nutzerin fruchten soll.
 
Kompletter Artikel mit Grafik und weiteren Informationen in Stiftung Warentest – test 12/2017 oder unter www.test.de/zyklus-apps.