Foto einer Streuobstwiese
Streuobstwiese am Ortsrand von Freising (Foto: Landschaftspflegeverband Freising e.V.)

Landschaftspflege auf Kirchengrund – Angebot und Aufruf

Angebot und Aufruf an alle Kirchenstiftungen und Pfründestiftungen der Erzdiözese zur kostenfreien Unterstützung bei Streuobstwiesen – ein Projekt des Erzbistums München und Freising in Zusammenarbeit mit den Landschaftspflegeverbänden.
Streuobstwiesen [1] sind traditioneller Bestandteil der bäuerlichen Kulturlandschaft in unseren Landkreisen. Auch heute noch finden sich gelegentlich Obstwiesen und Obstgärten im Randbereich der Dörfer. Obstwiesen in der freien Landschaft sind dagegen bis auf wenige Neuanlagen verschwunden, desgleichen die straßenbegleitenden Obstbäume. Die Streuobstbestände haben in den letzten Jahrzehnten in ganz Bayern sehr stark abgenommen.

Die wesentlichen Ursachen für den Rückgang sind:

  • Bautätigkeit im Siedlungsbereich: Die ehemals typischen Streuobstgürtel um die Ortschaften, die ein ökologisches Bindeglied zwischen Dorf und freier Landschaft darstellten, wurden und werden durch Neubausiedlungen meist ersatzlos beseitigt.
  • Nutzungsauflassung von Streuobstwiesen und dadurch Überalterung und Zusammenbruch der Bestände aufgrund fehlender Nachpflanzungen.
  • Flurbereinigungsmaßnahmen: Durch Neuordnung des Wegenetzes und Zusammenlegung kleinerer Flurstücke sind insbesondere die Streuobstbestände in der Feldflur fast völlig verschwunden.
  • Obstbaumrodungen mit bundesweiten Rodungsprämien in den 60er und 70er Jahren.
  • Ausbau obstbaumgesäumter Straßen (Rodung der Bestände ohne Nachpflanzungen).
  • Anlage von Gärten, Wochenendhäusern und anderen Freizeiteinrichtungen.
  • Aufforstung von waldrandnahen Streuobstbeständen.
 
Dabei weisen Streuobstwiesen eine sehr wichtige und nicht ersetzbare Funktion in den Ökosystemen auf. Dazu ein kurzer Überblick:

  • Alte Obstbäume können eine wertvolle Moos- und Flechtenflora beherbergen. Die Krautschicht der Obstwiesen stellt oft die letzten Reste extensiv genutzter Wiesentypen (z. B. magere Glatthaferwiesen) mit einer Vielzahl an Blütenpflanzen in ansonsten intensiv genutzten Gebieten dar.
  • Obstwiesen steigern den Wohn- und Freizeitwert im Siedlungsbereich (Sicht, Lärm und Windschutz, Einbindung in die Landschaft). Mit der Sortenvielfalt wird auch eine Vielfalt an Eigenschaften wie Anpassung an verschiedenste Standortfaktoren, Blühtermine, Reifezeiten, Inhaltsstoffe usw. erhalten (Gen-Reservoir).
  • Obstbäume sind zur Blütezeit als Bienen- und Insekten-Weide von großer Bedeutung.
  • Obstwiesen können zusätzlich als Mähwiese oder Viehweide (z.B. für Schafe und Pferde) genutzt werden.
  • In alten Streuobstwiesen haben sich stabile Räuber-Beute-Beziehungen eingestellt, die auch auf die umliegende Kulturlandschaft positive Auswirkungen haben können (biologische Schädlingsbekämpfung).
  • Streuobstwiesen haben eine ausgleichende Wirkung auf das Lokalklima, schützen Hanglagen vor Erosion und tragen zum Grundwasserschutz bei.
  • Auch kleinflächige Obstwiesen und markante Einzelbäume stellen in ausgeräumten Kulturlandschaften eine Bereicherung dar.
  • Und natürlich kann man von solchen Obstbäumen wohlschmeckendes, gesundes, saisonales und regionales Obst gewinnen oder sogar zu Säften, Essig etc. weiterverarbeiten.
  • Darüber hinaus ist eine Streuobstwiese für vom Aussterben bedrohte Vogel-, Käfer- und Schmetterlingsarten, Nahrung, Nist- und Rastplatz.

Um diesen wichtigen Bestandteil der typischen bayerischen Kulturlandschaft zu erhalten bzw. wieder mehr Geltung zu verschaffen, möchten wir die kirchlichen Stiftungen auffordern, geeignete Wiesen zur Bepflanzung von Obstbäumen zur Verfügung zu stellen. Auch bereits bestehende, und vor allem nicht mehr gut bewirtschaftete Streuobstwiesen werden für unser Projekt gesucht.

Für die kirchlichen Stiftungen vor Ort gibt es finanzielle Fördermöglichkeiten und technische Unterstützung bei der Neuanlage von Streuobstwiesen, bei der Pflege von Obstwiesen, Obstgärten und Obstbaumreihen aber auch bei der biologischen Bewirtschaftung und Vermarktung.

Abhängig von der Ausgangslage können damit folgende Leistungen verbunden sein:

  • Kontaktaufnahme mit Anrainern und Beteiligten (Kommunen, Landkreis, Privatpersonen)
  • Besichtigung der Flächen und Planung einer Streuobstwiese bzw. von Optimierungsmaßnahmen bei bestehenden Obstbaumpflanzungen
  • Beratung bei der Umsetzung
  • Erstellung eines Flächenkatasters
  • Erstellung eines Maßnahmenplans (Pflegeplan und Beerntung der Wiese)
  • Erstellung eines Vermarktungskonzepts
  • Ausarbeitung von Pacht- und Bewirtschaftungsplänen
  • Integration der Öffentlichkeitsarbeit
  • Prüfung der Gründung einer Erzeugergemeinschaft
  • Einführung bzw. Vorstellung eines „Regionalen Obstsafts“ und Apfelsaftschorle und weitere Veredelungsprodukte wie Liköre, Schnäpse und Honig in Ihrer Gemeinde
 
Bitte bei Beratungsinteresse sobald als möglich melden unter nachhaltig@eomuc.de. Das Projekt ist auf maximal 50 Streuobstwiesen begrenzt und wird in der Reihenfolge des Meldungseingangs bearbeitet.
 
Hermann Hofstetter
 
[1] Quellen: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU); Landschaftspflegeverband Freising e.V.; Naturschutz auf Kirchengrund, BN 2020; Artenreiche Landwirtschaft auf Kirchengrund, Uni Regenburg 2018.