Mitmachen und den Glauben genießen Neu in die Pfarrgemeinderäte gewählte Mitglieder sprechen über ihr Engagement

 
Bei der Pfarrgemeinderatswahl Ende März haben sich junge und junggebliebene Kandidaten zur Wahl gestellt. Während mit dem Schauspieler Horst Kummeth ein prominentes Gesicht in den Pfarrgemeinderat von St. Emmeram in München eingezogen ist, lässt der Pfarrgemeinderat von Altenerding um Anna-Lisa Burgmair mit seinem Altersschnitt von 27 Jahren aufhorchen. Was alle eint: die Motivation, das Gemeindeleben zu aktivieren und Brauchtum zu erhalten.
 
Pfarrgemeinderat Altenerding
Pfarrgemeinderat Altenerding
 

Junger Pfarrgemeinderat in Altenerding

20. März 2022: Wahltag im Erzbistum. Auch in der Pfarrei Mariä Verkündigung in Altenerding wird über die zukünftige Zusammensetzung des Pfarrgemeinderats abgestimmt. Die Wahl geht hier wie in den meisten Kirchengemeinden mit der gewohnten Routine über die Bühne. Nur eines fällt auf: die Kandidaten auf der Wahlliste sind ausschließlich junge Erwachsene. Und so verwundert es nicht, dass der frisch gewählte Pfarrgemeinderat in Altenerding ein Durchschnittsalter von 27 Jahren aufweist.

Anna-Lisa Burgmair ist eine der sieben Pfarrgemeinderäte. Die 30-Jährige geht in ihr 13. Jahr als Pfarrgemeinderatsmitglied und wurde bei der konstituierenden Sitzung erneut zur Vorsitzenden des Gremiums gewählt. Eine Führungsaufgabe in der Pfarrei zu übernehmen ist für Anna-Lisa Burgmair also nichts Neues. Und auch schon vor ihrer Zeit im Pfarrgemeinderat hat sie in der Pfarrei die Dinge einfach in die Hand genommen, wenn es sein musste. Zum Beispiel, als der frühere Pfarrer die Pfarrei verlassen hat. Anna-Lisa Burgmair war zu dieser Zeit Ministrantin und musste mit ansehen, wie sich durch den Weggang des Pfarrers die Jugendarbeit fast vollständig auflöste. Mit einigen wenigen wagt sie den Neuanfang. Und hat Erfolg. Als sie 2014 als Oberminstrantin aufhört, gibt es in der Pfarrei 60 „wirklich aktive Ministranten“.
Altenerdinger Pfarrgemeinderatsvorsitzende Anna-Lisa Burgmair
Anna-Lisa Burgmair
Dass Anna-Lisa Burgmair eine Macherin ist, fällt natürlich auf. Sie wird gefragt, ob sie nicht für den Pfarrgemeinderat kandidieren möchte. Sie tut es und wird gewählt. Mit ihr beginnt dann auch die Verjüngung des Gremiums. In der letzten Amtsperiode habe es noch zwei Mitglieder um die 50 gegeben, erzählt Burgmair. Sie seien aber schon sehr lange dabei gewesen und hätten deshalb nicht mehr kandidiert.

Im neuen Pfarrgemeinderat gehören nun mit einer Ausnahme alle zu Burgmairs früheren Ministranten-Truppe. Dass ein junger Pfarrgemeinderat anders agiere als einer mit wesentlich älteren Gemeindemitgliedern, glaubt Burgmair nicht. Das hänge auch mit der Organisationsstruktur der Pfarrei zusammen. Die einzelnen Bereiche würden selbständig geführt, hier fänden sich natürlich auch ältere Engagierte. Wenn der Pfarrgemeinderat Helfer brauche, dann seien gerade Ehrenamtliche im Rentenalter jederzeit greifbar und hätten Zeit.

Das Miteinander der Generationen funktioniert aus Burgmairs Sicht also gut, auch wenn im Pfarrgemeinderat zurzeit keine Senioren vertreten sind. Außerdem bedeute ein junger Pfarrgemeinderat nicht, dass plötzlich „moderne“ Aktionen auf die Tagesordnung kämen. „Meine Motivation ist es, das Gemeindeleben zu aktivieren, dass sich etwas rührt, dass das Brauchtum aufrecht erhalten wird. Dass es ein Pfarrfest gibt, dass Aktivitäten wie gemeinsames Adventskranz- oder Palmbuschenbinden erhalten bleiben“. Gerade ältere Pfarreimitglieder seien dankbar, wenn sie von ihr gebeten werden, bei solchen Aktionen mitzumachen.

Neue Impulse erwartet Anna-Lisa Burgmair von ihrem jungen Pfarrgemeinderats-Team erst einmal nicht. Was bisher gut gelaufen ist, werde fortgesetzt. Außerdem stehe die Planung für das Jubiläum der Pfarrkirche 2024 an. Ratschläge, wie es generell gelingen kann, die Pfarrgemeinderäte zu verjüngen, möchte sie nicht geben. Denn auch in Altenerding werde es immer schwieriger, junge Menschen für die Pfarrei zu begeistern. Nachmittagsunterricht, Smartphone und die vielfältigen Freizeitangebote seien eine Konkurrenz, mit der man leben müsse. „Diese Entwicklung kann man meines Erachtens nicht mehr rückgängig machen.“ Das derzeitige junge Team des Pfarrgemeinderats in Altenerding ist also keine automatische Garantie, dass die Pfarrei auf lange Sicht Jugendliche und junge Erwachsene an sich binden kann.
 
Text: Sankt Michaelsbund

Das Brauchtum lebendig halten

Jeden Morgen kocht er sich einen Tee und zündet eine Kerze an. Dann betet er, ist für einen Moment ganz bei sich und – bei Gott. Für Horst Kummeth ist das morgendliche Gebet nicht nur ein tägliches Ritual, sondern „essenziell“, wie er sagt und fügt hinzu: „Ich könnte auf vieles verzichten, aber nicht auf mein Morgengebet. Sonst komme ich nicht gut in den Tag.“

Kummeth mag vielen bekannt sein als der Dorfapotheker Roland Bamberger, den er seit 15 Jahren in der Serie „Dahoam is Dahoam“ mit viel Herzblut und Humor verkörpert. Doch seit Ende März hat er eine neue, zusätzliche Aufgabe, der er sich mit ebenso viel Begeisterung widmen möchte: Er wurde in den Pfarrgemeinderat von St. Emmeram in München gewählt.

„Ich habe mich wirklich sehr gefreut“, erzählt der gebürtige Franke. Er sei besonders glücklich darüber, eigene Ideen miteinzubringen und das Gemeindeleben aktiv mitzugestalten. Der mittlerweile 65-Jährige gehört der Pfarrei im Stadtteil Englschalking seit 2002 an und verkündet seit fünf Jahren regelmäßig das Wort Gottes als Lektor im Gottesdienst.
Horst Kummeth
Horst Kummeth
Auch wenn ihm sein persönliches Gebet wichtig ist, gehört für Kummeth genauso die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen dazu. „Ich versuche so oft ich kann, in die Kirche zu gehen“, erzählt er. „Das ist manchmal jeden Tag, manchmal aber auch nur zweimal die Woche.“

So sicher und gesetzt wie heute war sein Glaube nicht immer. Im Laufe seines Lebens hatte der Schauspieler auch Zweifel an der Institution Kirche, stellte die Macht des Klerus und den Zölibat infrage. Das führte sogar dazu, dass Kummeth in den 1990er Jahren aus der Kirche austrat. „Ich habe dann schnell gemerkt, dass ich meine spirituelle Mitte verloren hatte“, erzählt er rückblickend. „Ich habe mich dann erst in den Gottesdienst reingeschlichen und bin dann schließlich wieder eingetreten.“ Diese bewusste Entscheidung, Teil der Kirche zu sein, habe ihn in seinem Glauben bestärkt.

Vor allem als neugewähltes Mitglied im Pfarrgemeinderat wünscht er sich, dass wieder mehr Menschen, vor allem Familien, in die Kirche zurückfinden. Er selbst ist Vater von zwei Töchtern und hat mittlerweile sieben Enkelkinder. „Für mich ist es sehr schön zu sehen, dass, wenn man Kindern einen Anstoß gibt, sie sehr gerne in die Kirche kommen, mitmachen und es genießen“, erzählt Kummeth. Dabei denkt er auch an seine eigene Kindheit, an seine katholische Erziehung und die vielen Bräuche, die ihm mitgegeben wurden, wie das Binden von Palmzweigen und das Anzünden einer schwarzen Kerze bei Gewitter. „Kinder mögen Rituale“, sagt er. „Es wäre traurig, wenn dieses Brauchtum verschwindet.“ Genau dieses möchte er lebendig halten, möchte die Pfarrgemeinde als Ort der Begegnung und der lebendigen Traditionen mitgestalten.
 
Text: Eileen Kelpe, Sankt Michaelsbund